Freitag, 10. Oktober 2014

Achtzehnter Sonntag nach Pfingsten - Predigt vom hl. Thomas von Aquin

Zweite Rede 

 Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel  deiner Füße mache. Matth. 22, 44. Gewöhnlich auf den vorhergehenden Sonntag

Diese Worte enthalten dreierlei; zuerst die Gottheit unsers Herrn Jesu Christi. Der Herr sprach zu meinem Herrn. Denn das Sprechen Gottes war, sich einen wesensgleichen Sohn zu erzeugen, nicht insoweit er von David geboren ist, sondern insoweit er immer vom Vater war. Zweitens seine große Würde nach seiner menschlichen Natur. Setze dich zu meiner Rechten, d.h. regiere über meine größten Schätze. Drittens Gottes Macht und Gerechtigkeit. Bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße mache. Denn dieß gehört zur Gerechtigkeit und Macht Gottes, daß er alle Feinde Christi strafe.
Es ist aber zu bemerken, daß der Herr auf sechsfache Weise gegen seine Feinde verfährt, daher sind Jene thöricht die seine Feinde sein wollen und sich mit ihm nicht versöhnen. Zuerst kämpft er gegen sie mit der ganzen Welt. Bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße mache, d. h. mögen sie wollen oder nicht. Zweitens wird er ihnen seinen Grimm zeigen. Der Prophet Nahum (1.) sagt: Die Rache des Herrn geht gegen seine Feinde und er selbst zürnt über seine Feinde. Drittens wird er sie sehr strenge richten. Es steht geschrieben (Deut. 32.): Wenn ich wie den Blitz mein Schwert schärfe und meine Hand nach dem Gerichte greift, werde ich mich an meinen Feinden rächen und denen, so mich hassen vergelten. Viertens wird er sie durch höllische Finsterniß blind machen. Seine Feinde wird die Finsterniß verfolgen, sagt der Prophet Nahum (1.). Fünftens wird er sie ewig strafen. Der Psalmist (77.) sagt: Er schlug seine Feinde im Rücken, eine ewige Schande gab er ihnen. Sechstens wird er sie zum ewigen Tode verurtheilen. Der Apostel sagt (Phillipp. 5.): Nun aber sage ich es euch mit Thränen, sie sind Feinde des Kreuzes Christi, deren Ende der Untergang ist. Christus (Luc.19.) spricht: Jene, welche meine Herrschaft nicht ertragen wollten, führet hieher und tödtet sie vor mir. Es sind aber alle Feinde Christi, sie seine Gebote nicht halten wollen. Der heilige Augustin sagt in der Stadt Gottes (12.): Feinde Gottes aber heißen, die nicht durch  ihre Natur, sondern durch ihre Sünden seiner Herrschaft widersprechen, ohne ihm schaden zu können; sondern sie sind sich selbst feind durch den Willen zu widerstehen, nicht durch die Macht zu beleidigen, wiewohl der Feind sein Freund werden kann, wenn er zum Blute Christi seine Zuflucht nimmt. Der Apostel (Röm. 5.) sagt: Denn wenn wir, da wir Feinde waren, mit Gott durch seinen Tod versöhnt wurden, so werden wir versöhnt um so mehr in seinem Leben das Heil haben; wozu uns Gott führen wolle. Amen

1. Rede

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