Freitag, 10. Oktober 2014

2. Sonntag im Oktober - hl. Augustinus (aus dem Brevier)

Als das jüdische Volk keine Propheten mehr hatte, wurde es zweifellos schlechter, und zwar gerade zu der Zeit, wo es hoffte, daß es nach dem wiederaufbau des Tempels und nach der babylonischen Gefangenschaft bei ihm wieder aufwärts gehen werde. In diesem Sinn verstand dieses fleischlich gesinnte Volk die Weissagung des Propheten Aggäus: Groß wird die Herrlichkeit dieses neuen Hauses sein, größer als die des ersten. Daß dies vom neuen Bunde gesagt war, hat er kurz vorher gezeigt, wo er offen den Messias vorherverkündigte und sprach: Ich werde alle Völker erschüttern, es soll erscheinen der von allen Völkern Ersehnte. Aus den Auserwählten der Völker wird das Haus Gottes im Neuen Bunde wie aus lebendigen Steinen aufgebaut, weit herrlicher als jener Tempel war, den der König Salamon errichtet hatte, der nach der Gefangenschaft wiederhergestellt wqurde. Deshalb hatte dieses Volk seitdem auch keine Propheten mehr, sondern wurde von vielem Missgeschick von seiten fremder Könige und sogar von Seiten der Römer heimgesucht, damit es nicht meine, diese Weissagung des Aggäus sei durch die Wiederherstellung des Tempels erfüllt. Denn bald darauf kam Alexander und eroberte es; wohl wurde das Land nicht verwüstet, weil sie ihm keinen Wiederstand zu leisten wagten und sich ihm ohne weiteres unterwarfen und er friedlich einziehen konnte. Die Herrlichkeit dieses Tempels war jedoch nicht so groß wie sie unter der freien Regierung ihrer eigenen Könige gewesen war. Später hat Ptolemäus, der Sohn des LAgus, nach dem Tode des Alexander von dort viele gefanen nach Ägypten geführt; sein Nachfolger Ptolemäus Philadelphus ließ sie huldvoll wieder heimkehren; ihm verdanken wir auch die Übersetzung der Heiligen Schriften durch die sieben Männer. Alsdann wurden sie wieder durch Krieg heimgesucht; diese werden in den Büchern der MAchabäer geschildert. Sodann wurden sie von Ptolemäus, dem König von Alexandrien, der den Beinamen Epiphanes trägt, in die Gefangenschaft geschleppt, wurden von Antiochus, dem König von Syrien, durch mannigfache schwere Peinen gezwungen, Götzenbildern verehrung zu erweisen; selbst der Tempel wurde durch heidnischen Götzendienst entweiht, bis ihr Führer, der tapfere Judas, Machabäus genannt, die Heerführer des Antiochus besiegte und den Tempel von den heidnischen Greueln reinigte.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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