Samstag, 6. September 2014

Fest der Sieben Schmerzen der hl. Jungfrau Maria - Predigt des hl. Bischof Ambrosius aus dem Brevier

 15. September
Die Mutter stand neben dem Kreuze; als die Männer flohen, da blieb sie furchtlos stehen. Schaut, ob die Mutter Jesu ihre Scheu aufgeben konnte, da sie den Mut nicht aufgab. Sie schaute mit ihren Mutteraugen auf die Wunden ihres Sohnes, durch die, wie sie wusste, allen das Heil zuteil werden sollte. Die Mutter, die vor dem Henker keine Furcht hatte, schaute würdevollen Blickes zu. Der Sohn hing am Kreuze, indes die Mutter sich den Verfolgern darbot. Maria, die Mutter des Herrn, stand vor dem Kreuze ihres Sohnes. Kein andere hat mir das berichtet als der heilige Evangelist Johannes. Die anderen haben aufgezeichnet, wie die Welt dem Tode des Herrn erschüttert wurde, wie der Himmel sich verfinsterte, die Sonne sich verhüllte, wie der Schächter nach seinem frommen Bekenntnisse ins Paradies aufgenommen wurde. Johannes aber berichtet, was die anderen nicht berichten, wie der Gekreuzigte mit seiner Mutter starb. Ihm schien es wichtiger, daß der Herr, der Sieger aller Todesqualen, seiner Mutter einen Liebesdienst erwies, als zu berichten, daß er einem das Himmelreich schenkte. Wenn es auch eine gottgefällige Tat ist, dem Schächter Verzeihung zu gewähren, so ist es doch ein Zeichen weit größerer Liebe, daß die Mutter vom Sohne so geehrt wird.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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