Samstag, 27. September 2014

4. Sonntag im September - Hl. Ambrosius über das Fasten aus dem Brevier

Große Männer dürfen keinen Wein trinken, damit sie nicht, wenn sie ihn trinken, die Klugheit vergessen. Die Heerführer, die sich dem Holofernes, dem Feldherrn des Asyrischen Königs, ergeben wollten, tranken noch Wein, auch als sie schon betrunken waren. Judith aber trank keinen Wein, sondern fastete alle Tage ihrer Witwenschaft, mit Ausnahme der Festtage. So gerüstet zog sie aus und überlistete das ganze Heer der Assyrer. In ihrer Klugheit, Besonnenheit und Tatkraft schlug sie dem Holofernes das Haupt ab; sie bewahrte die Keuschheit und errang den Sieg. Durch Fasten vorbereitet, wagte sie sich ins Lager des Feindes. Dieser lag im Wein begraben und konnte so den Todesstreich und die Verwundung nicht einmal spüren. So hat also das Fasten einer einzigen Frau das unermessliche Heer der Assyrer niedergeworfen. Auch Esther wurde durch das Fasten immer schöner: das Heer gab ihr in ihrer Mäßigkeit immer größere Anmut. so konnte sie ihr ganzes Geschlecht, d.h. das ganze Judenvolk, vor einem schlimmen Feinde retten, da sie den König ganz für sich gewann. Nachdem sie also drei Tage lang ununterbrochen gefastet und ihren Leib mit Wasser gewaschen hatte, gewann sie das Wohlgefallen des Königs und erwirkte ihrem Volk Rettung. Aman aber, der sich mit der Einladung zur königlichen Tafel brüstete, mußte gerade beim Weingelage seine Unmäßigkeit büßen. Das Fasten ist also ein Opfer der Versöhnung, eine Stärkung der Tugend, es bewirkt Vermehrung der Gnade und gibt selbst Frauen größere Kraft. Das Fasten kennt keinen Wucher und weiß nichts von unrechtem Gewinn; bei Tisch der Fastenden riecht nicht nach Wucherzinsen. Selbst die Mahlzeit wird durch das Fasten viel angenehmer. Nach einer Zeit des Hungerns schmeckt das Essen doch viel besser: wenn man zu oft ißt, dann wird es einem zum Ekel, und wenn die Mahlzeit zu lange dauert, dann verliert sie ihren Reiz. Eine Würze der Speise ist also das Fasten; je größer der Hunger, desto besser schmeckt das Essen.

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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