Freitag, 19. September 2014

3. Sonntag im September - Predigt des hl. Papstes Leo aus dem Brevier

Geliebteste! Ich weiß wohl, daß die meißten von euch in dem, was zum Leben nach dem Glauben gehört, ganz gewissenhaft sind und einer Ermahnung von unserer Seite nicht bedürfen. Denn schon vor langer Zeit ward es festgelegt und überliefert, die Gewohnheit hat es bestätigt, der Unterrichtete kennt es, der Fromme läßt es nicht außer acht. Aber weil es Pflicht des Priesters ist, für alle Glieder der Kirche in gleicher Weise Sorge zu tragen, darum fordern wir alle ohne Unterschied, so wie uns alle auch gleich lieb sind, auf, zu tun, was Ungebildeten und Gebildeten frommt, nämlich das Fasten, das uns der Beginn des Septembermonats wieder ankündigt, in frohem Glauben, durch Züchtigung des Geistes und des Leibes zu begehen. Dieses Fasten zu den vier Jahreszeiten wurde festgesetzt, dami wir im Laufe des Jahres immer wieder daran denken, wie sehr wir ständig der Reinigung bedürfen, und damit wir uns stets bemühen, solange wir in diesem wechselvollen Leben hin und her geworfen werden, die Sünde, die uns infolge der Gebrechlichkeit unseres Fleisches und infolge des schändlichen Einflusses unserer Leidenschaften anhaftet, durch Fasten und Almosen zu tilgen. Geliebteste! Wir wollen darum beim Essen uns etwas Abbruch tun und in unserer Lebensführung uns einigen Verzicht auferlegen. Das mag dann der Unterstützung der Armen zugute kommen. Das Herz der Mildtätigen wird Freude erleben über die Früchte ihrer Almosen; wenn du anderen Freude spendest, wirst du selbst auch Freude ernten. Die Liebe zum Nächsten ist Liebe zu Gott; nach seinem Willen liegt die vollkommene Erfüllung des Gesetzes und der Propheten in der gleichzeitigen Übung dieser zweifachen Liebe. So darf niemand zweifeln, daß er Gott schenkt, was er einem Menschen gibt. Unser Herr und Heiland sagte ja auch, als er davon sprach, daß man die Armen speisen und ihnen helfen solle: Was ihr einem von ihnen getan habt, das habt ihr mir getan. Wir wollen also am Mittwoch und Freitag fasten und am Samstag beim heiligen Apostel Petrus Vigilgottesdienst halten. Seine Verdienste und Fürsprache, so glauben wir, werden uns helfen, daß unser Fasten und Beten dem gütigen Gott gefällt.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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