Dienstag, 2. September 2014

1. Sonntag im September - hl. Papst Gregor (aus dem Brevier)

Aus dem Buche des hl. Papstes Gregor über Sittenfragen:

Die Heilige Schrift ist für unser Geistesauge gleichsam ein Spiegel; in ihr sollen wir unser inneres Gesicht betrachten. Da sehen wir dann, was häßlich und was schön ist an uns. So merken wir, wie weit wir fortgeschritten sind, wie weit wir noch von unserem Ziele entfernt sind. Sie erzählt uns das Leben der Heiligen und spornt damit die Herzen der Schwachen zur Nachfolge an; sie schildert uns ihren siegreichen Streit und stärkt damit unsere Schwachheit zum Kampfe gegen die Sünde. Ihre Berichte bewirken, daß wir immer weniger beim Kampfe zittern, da wir die herrlichen Siege so vieler tapferer Männer vor Augen haben. Manchmal hält sie uns aber auch nicht nur ihre Tugenden vor augen, sondern berichtet auch von Fehltritten. Wir sollen eben am Sieg der Tapferen lernen, was wir nachahmen und selber auch tun sollen; an den Fehltritten aber sollen wir sehen, wovor wir uns in Acht nehmen müssen. Seht, von Job wird erzählt, wie er in der Prüfung gewachsen, von David, wie er der Versuchung unterlegen ist. Das tugendhafte Verhalten unserer Väter soll unsere Hoffnung stärken, ihr Fall soll uns zur Vorsicht und Demut mahnen. Das eine soll uns zur Freude stimmen und begeistern, das andere zur Vorsicht und Zurückhaltung veranlassen.. Wer dieses hört, soll einerseits Zuversicht und Hoffnung, andereseits aber auch Furcht und Demut lernen. Er darf sich nicht zu Überhebung und Vermessenheit verleiten lassen, da ihn doch stets Angst bedrückt; Er darf sich aber auch nicht vor lauter Angst zur Mutlosigkeit hinreißen lassen, da ihn doch das Vorbild in der Tugend Mut und Kraft gibt.
Es war ein Mann im Lande Hus mit Namen Job. Mit Absicht wird der Ort, wo dieser heilige Mann lebte, genannt, um sein Verdienst und seine Tugend hervorzuheben. Denn wer wüsste nicht, daß Hus im Lande der Heiden liegt? Das Heidentum aber war tief in LAster gesunken, weil es die Kenntnis von seinem Schöpfer verloren hatte. Darum musste sein Wohnsitz erwähnt werden, um dadurch sein Lob noch zu erhöhen, weil er mitten unter Bösen gut geblieben war. Denn es ist kein allzugroßes Verdienst, unter Guten gut zu sein, wohl aber, mitten unter Bösen gut zu bleiben. Denn wie es eine schwere Schuld ist, unter Guten schlecht zu sein, so ist es auch ein unermessliches Verdienst, unter Bösen gut zu bleiben.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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