Mittwoch, 6. August 2014

Neunter Sonntag nach Pfingsten - Predigt vom hl. Thomas von Aquin

Zweite Rede 


Gib Rechenschaft von deiner Haushaltung. Luc. 16, 2. (gewöhnlich der achte Sonntag)


Diese Worte werden zu Jedem beim Tode oder beim Gerichte gesprochen werden; denn Alle müssen zum Richterstuhle Christi des himmlischen Richters kommen um Rechenschaft von ihren Thaten zu geben. Darum sagt der Apostel (2. Cor. 5.): Wir alle müssen vor dem Richterstuhle Jesu Christi erscheinen, damit ein Jeder, je nachdem er in seinem Leibe Gutes oder Böses gethan hat darnach empfange. Und darum muß Jedermann darauf denken, wie er sodann Rechenschaft zu geben wisse. Wir müssen aber in Bezug auf diese Rechenschaft an drei Stücke denken. Zuerft an die Schwierigkeit Rechenschaft zu geben, zweitens an die Wahrhaftigkeit der Zeugen, welche die anklagen, welche falsche Rechenschaft ablegen, drittens an den strengen Urtheilsspruch gegen Jene welche eine böse Rechenschaft ablegten.
 In Bezug auf den ersten Punkt, so wird es sodann schwierig sein Rechenfehaft über alle Gedanken abzulegen. Es heißt (Ps. 75.): Die Gedanken des Menschen werden dich loben. Und in den Gedanken der Gottlosen - heißt es (Weish. 1.) - wird es ein Fragen geben. Zweitens von den Worten wie Christus (Matth. 12.) sagt: Ich sage euch aber, daß sie über jedes unnütze Wort, das sie redeten am Gerichtstage Rechenschaft ablegen werden. Denn nach deinen Worten wirst du gerechtfertigt und nach deinen Worten wirst du verdammt werden. Drittens über alle Werke, wie der Siracide (12.) sagt: Alles was geschieht wird der Herr vor sein Gericht aus dem Dunkeln ziehen, sei es Gutes, sei es Böses. 
In Bezug auf den zweiten Punkt ist zu bemerken, daß sehr wahrhaftige Zeugen die Gottlosen im Gerichte anklagen werden. Der erste Zeuge wird Gott sein. Es heißt (Malach. 3.): Ja ich will zu euch kommen zum Gericht, und ein schneller Zeuge sein wider die Zauberer, die Ehebrecher und Meineidigen, und wider die, welche den Taglöhner in Betreff seines Lohnes drücken, Wittwen Waisen und Fremdlinge unterdrücken und mich nicht fürchten, spricht der Herr der Heerschaaren. Denn ich bin der Herr und verändere mich nicht. Zweitens ihr Gewissen wie der Apostel (Röm. 2.) sagt: Ihr Gewissen gibt ihnen Zeugniß und ihre Gedanken klagen sich untereinander an oder entschuldigen sich an dem Tage, wann der Herr das Verborgene der Menschen nach meinem Evangelium durch Jesus Christus richten wird. Der dritte Zeuge wird die gesammte Kreatur sein. Iob (20.) sagt: Die Himmel werden sein Unrecht enthüllen und die Erde wird wider ihn aufstehen. Darum sagt ein Heiliger: Wir müssen Rechenschaft geben vor dem Himmel und der Erde, und du lachest?
 In Bezug auf den dritten Punkt ist zu bemerken, daß sich die Strenge des Richterspruches in drei Stücken zeigen wird. Zuerst weil sie aller Güter beraubt werden. Darum sagt der heilige Augustin in der Stadt Gottes: Bei dem letzten Gerichte ist es ganz gerecht, daß die Bösen und Gottlosen die natürlichen Güter verlieren, und damit gequält werden und durch ihre Entziehung die Gerechtigkeit Gottes fühlen, dessen Güte sie bei ihrer Ertheilung verachteten. Iob (20.) sagt: Die Schätze, die er verschlang wird er ausspeien und Gott wird sie aus seinem Bauche herausziehen. Zweitens, weil sie im glühendsten Feuer gepeinigt werden. Isaias (66.) sagt: Ihr Feuer wird nicht erlöschen. Der Herr wird sagen (Matth. 25.): Weichet von mir (ohne den nichts gut ist - erster Punkt) in das ewige Feuer (zweiter und dritter Punkt) Davon möge uns Jesus Christus befreien. Amen.

1. Rede

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