Mittwoch, 13. August 2014

10. Sonntag nach Pfingsten - Predigt des hl. Chrysostomus aus dem Brevier


 
Lesung 4-6
Glauben wir ja nicht, daß wir eine Entschuldigung haben, wenn wir andere finden, die mit uns sündigen. Das wird unsere Strafe nur noch vergrößern. Die Schlange wurde ja auch mehr bestraft als das Weib, und das Weib mehr als der Mann. Und Jezabel musste schwerer büßen als Achab, der den Weinberg raubte; denn sie hatte die ganze Sache angezettelt und war dem König Anlaß zum Falle gewesen. So wirst auch du, wenn du anderen Anlaß zur Sünde wirst, weit schwerere Strafe erleiden müssen als die, die durch dich verdorben werden. Denn Sündigen ist ansich nicht so schlimm, als wenn man andere zur Sünde verleitet. Wenn wir also andere sündigen sehen, wollen wir uns nicht blos hüten, sie noch mehr anzueifern, sondern wollen auch versuchen, sie aus dem Abgrund der Bosheit herauszuziehen, damit wir nicht auch noch für die Sünden der anderen bestraft werden. Denken wir doch ständig an das schreckliche Gericht, an das Flammenmeer, an die unlösbaren Fesseln, an die äußerste Finsterniß, an das Zähneknirschen und an den giftigen Wurm. Aber du hälst mir entgegen: Gott ist doch gütig. Sollen das also nur leere Worte sein? Muss der reiche Prasser also nicht büßen, daß er den Lazarus mißachtete? Werden diejenigen die Christus nicht speisen, nicht in das dem Teufel bereitete Feuer geworfen? Und wird jener, der kein hochzeitliches Gewand hat, nicht an Händen und Füssen gebunden und dem Verderben überantwortete? Wird der der hundert Denare von seinem Mitknecht fordert, nicht den Peiniger übergeben? Und soll das, was von Ehebrechern gesagt ist, daß ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht erlischt, soll das also nicht wahr sein? Hat Gott damit nur drohen wollen? Ja, wirst du sagen. Sag an, woher hast du den Mut, eine solche Behauptung offen auszusprechen und einen solchen Ausspruch zu tun? Ich kann dir doch aus den Aussprüchen und den Werken Gottes das Gegenteil beweisen. Wenn du das, was erst später eintreffen wird, nicht glauben willst, so glaube doch wenigstens das, was schon geschehen ist. Denn was geschehen ist und Tatsache geworden ist, war sicher nicht blos Drohung und leere Worte. Wer hat denn über die ganze Erde die Sündflut kommen lassen? Wer hat diese schreckliche Katastrophe, den Untergang unseres ganzen Geschlechts herbeigeführt? Wer hat die Blitze und feurigen Pfeile auf die Stadt Sodoma herbeigeschleudert? Wer hat das ganze Ägypterheer ins Meer versenkt? Wer hat die Rotte Abiron durch Feuer vernichtet? Wer hat wegen der Sünde Davids an einem Tag 70000 Menschen durch die Pest getötet? Hat nicht Gott dies alles und noch vieles andere den Menschen geschickt?
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen