Montag, 21. Juli 2014

Siebenter Sonntag nach Pfingsten - hl. Hieronymus aus dem Brevier

Lesung 4-6
Aus dem Brief des hl. Hieronymus an Nepotian

Als David 70 Jahre alt war, konnte er, der einst so viele Kriege geführt, infolge seines Alters nicht mehr warm werden. Darum suchte man in allen Teilen Israels ein Mägdlein und wählte die Sunamitin Abisag aus; diese sollte beim König schlafen und seinen alternden Leib erwärmen. Wer ist diese Sunamitin? Sie ist Frau und Jungfrau zugleich; sie trägt soviel Wärme in sich, daß sie den frierenden König erwärmen kann, und sie ist gleichzeitig so heilig, daß sie ihm, auch nachdem er warm geworden, die Leidenschaft nicht erregt. Der weise Salomon soll uns darlegen, woran sein Vater seine Freude hatte, und er, der Friedensfürst, soll uns erzählen, was dieser kriegerische Held suchte. Er sagt: Erwirb dir Weisheit, erwirb dir Klugheit! Vergiß nicht die Worte meines Mundes und weiche nicht davon ab; verlaß die Weisheit nicht, so wird sie dich behüten; liebe sie, so wird sie dich bewahren. Der Weisheit Anfang ist: Erwirb dir die Weisheit und erwirb dir die Klugheit für dein ganzes Eigentum! Ergreife sie, so wird sie dich erhöhen, und wenn du sie annimmst, wird sie dich zu Ehren bringen. Sie wird deinem Haupte Anmut geben und mit einer herrlichen Krone dich bedecken. Fast alle Tugenden, die wir mit dem Körper üben, erleiden bei Greisen eine Veränderung; die Weisheit wächst, alle übrigen nehmen ab: das Fasten, das Nachtwachen, die strenge Abtötung beim Schlafen, d.h. auf bloßem Boden liegen, das Hin- und Herlaufen, die Aufnahme von Fremden, der Schutz der Armen, der Eifer und die Ausdauer im Gebet, der Besuch von Kranken, die körperliche Arbeit, um Almosen spenden zu können, kurz alles was mit dem Körper geleistet wird, nimmt mit hinschwindender Körperkraft ab. Doch will ich damit nicht sagen, daß bei jungen Menschen und auch bei solchen, die im kräftigen Mannesalter stehen, wenn sie durch Arbeit und eifriges Studium, durch ein heiliges Leben und vieles Beten zum Herrn Jesus gereift sind, daß bei ihnen die Weisheit ohne KRaft ist; sie nimmt ja auch bei manchen Greisen mit dem Alter nur ab; ich will vielmehr nur sagen, daß die Jugend viele körperlichen Anfechtungen bestehen muss und daß bei ihr wegen der Lockungen zur Sünde und der sinnlichen Begierden die Weisheit gleich einem Feuer bei grünem Holz zu ersticken droht und ihre volle Glut nicht entfalten kann. Im Alter aber werden die, die sich von Jugend an ehrbarer Beschäftigung hingeben und im Gesetz des Herrn geforscht haben Tag und Nacht, mit den Jahren immer klüger, durch dauernde Übung gewandter und mit dem Vorranschreiten der Zeit weiser und können so die süßen Früchte ihrer früheren Mühen ernten.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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