Dienstag, 15. Juli 2014

Sechster Sonntag nach Pfingsten - Hl. Ambrosius aus dem Brevier

Aus dem Buch des hl. Bischofs Ambrosius zur Rechtfertigung Davids

Wieviel sündigt ein jeder von uns Stunde für Stunde! Und denoch denkt keiner, nicht einmal vom gewöhnlichen Volke, daran, seine Schuld einzugestehen. Dieser große, mächtige König aber wollte nicht einen Augenblick das Bewusstsein das Bewusstsein seiner Schuld mit sich herumtragen, sondern schnell bekannte er seine Missetat, bereute sie bitterlich und machte sie wieder gut vor den augen des Herrn. Wo findet man heute schnell einen hochstehenden, reichen Menschen, der nicht unwillig wird, wenn man ihm einen Feler vorhält? David aber war ein großer König, war sooft schon göttlicher Offenbarungen gewürdigt worden, und dennoch wurde er nicht ungehalten und geriet nicht in Wut, sondern bekannte seine Schuld und dann weinte er reuevoll, als ihm von einem seiner Unterthanen seine schwere Verfehlung vorgehalten wurde. Dieser tiefe Reueschmerz rührte auch den Herrn; darum sprach Nathan: Weil du es bereust, darum verzeiht dir auch der Herr, was du getan. Die sofortige Verzeihung zeigt, wie tief die Reue des Königs gewesen, da sie sogar einen solchen Fehltritt wegnehmen konnte. Andere machen, wenn sie von den Priestern zurechtgewiesen werden, ihre Schuld nur noch grüßer, weil sie leugnen oder sich entschuldigen wollen; sie fallen dann nur noch tiefer, wo man doch Besserung von ihnen erwartet hatte. Die Heiligen Gottes aber, die den heiligen Kampf bis zum Ende durchkämpfen und auf dem Weg des Heils voranschreiten wollen, wenn sie einmal, wie es eben Menschen geht, straucheln, mehr aus natürlicher Schwäche als aus sündhafter Leidenschaft, dann erheben sie sich mit umso größerem Eifer, um weiter voranzueilen auf ihrer Bahn, und nehmen, von Scham getrieben, nur noch schwerere Kämpfe auf sich. Man könnte glauben, ihr Fall habe ihnen nicht nur keinen Schaden gebracht, sondern ihn nur noch neuen Ansporn und neuen Eifer verliehen.

David sündigte, wie es bei Königen öfter vorkommt; er tat auch Buße, weinte und seufzte, was bei Königen nicht oft vorkommt. Er bekannte seine Schuld, flehte um Verzeihung, am Boden liegend weinte er über sein Unglück; er fastete, betete, gab seinem Schmerz offen Ausdruck und hinterließ so für alle Zeiten die sichere Kunde für seine Reue. Einfache Leute schämen sich, ihre Schuld einzugestehen, der König aber schämte sich nicht, dies zu tun. Die unter dem Gesetze stehen, wagen es, ihre Schuld zu leugnen und wollen nicht um Verzeihung bitten; er aber, der unter keinem menschlichen Gesetze stand, bat um Verzeihung; daß er sündigte, das brachten die Verhältnisse mit sich; daß er um Vergebung bat, ist ein Zeichen seines guten Willens. Fallen, das ist etwas alltägliches, aber Buße tun, das kommt nicht jeden Tag vor. In Sünden fallen, ist eine Folge unserer schwachen Natur, sie wieder gutmachen, das zeugt von Tugendkraft. (aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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