Freitag, 11. Juli 2014

Predigt des hl. Bischofs Augustinus zur hl. Felicitas und ihren hll. sieben Söhnen

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)
10. Juli 

Geliebte Brüder! Ein großes Schauspiel steht vor den Augen unseres Glaubens. Mit dem Ohr haben wir es vernommen, mit dem Herzen empfunden, wie diese Mutter sich danach sehnte, daß ihre Söhne vor ihr sterben, ganz im Gegensatz zu den gewöhnlichen Wünschen der Menschen. Denn alle Menschen wollen im Sterben ihren Kindern vorangehen, nicht ihnen folgen; diese Mutter wollte aber als letzte sterben. Sie verlor ja auch ihre Söhne nicht, sondern ließ sie nur vorangehen; sie achtete nicht auf das Leben, das sie beschließen, sondern auf das, das sie beginnen sollten. Sie hörten zwar zu leben auf, wo sie doch einmal sterben mussten, begannen aber zu leben, wo sie ihne Ende leben sollten. Und es ist zu wenig gesagt, daß jene Mutter zuschaute beim Martyrium, mit Staunen sehen wir, wie sie sogar dazu aufforderte. Sie war noch reicher an Tugenden als an Kindern. Sie schaute die Kämpfer und mit ihnen allen kämpfte sie selbst; und sie war Siegerin in allen, die siegten.

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