Donnerstag, 3. Juli 2014

Hl. Maria Magdalena aus dem Brevier - Auslegung des hl. Bischofs Augustinus

Luk 7, 36-50
Als das Evangelium verlesen wurde, habt ihr mit größter Aufmerksamkeit zugehört. Was geschah, wurde erzählt und stand vor den Augen eures Geistes. Ihr habt nicht mit leiblichen, wohl aber mit geistigen Augen gesehen, wie der Herr Jesus Christus sich im Haus des Pharisäers niederließ und dessen Einladung nicht zurückwies. Ihr habt auch gesehen, wie die stadtbekannte Person, die in schlechtem Ruf stand, weil sie eine Sünderin war, uneingeladen sich zu diesem Gastmahl drängte, wo ihr Arzt zu Tische saß, und mit heiliger Rücksichtslosigkeit Heilung suchte; sie drängte sich herein, ungelegen zwar beim Gastmahl, gelegen aber, die Wohltat zu empfangen. Sie wußte ja, wie krank sie war, und wußte auch, daß dieser der rechte Arzt war, zu dem sie gekommen war. Sie trat also nicht zum Haupte des Herrn hinzu, sondern zu seinen Füßen; sie, die solange böse Pfade gewandelt war, suchte nun den richtigen Weg. Sie vergoß zunächst die Tränen ihres Herzens und wusch die Füße des Herrn durch ihr demütiges Bekenntnis; sie trocknete sie mit ihren Haaren, küßte sie und salbte sie. Schweigend redete sie, sie gab keinen Laut von sich, und dennoch gab sie ihre innige Liebe kund. Weil sie also den Herrn beim Benetzen, Küssen, Abtrocknen und Salben seiner Füße berührte, glaubte dieser Pharisäer, der den Herrn Jesus Christus eingeladen hatte, der Herr habe dieses Weib gar nicht gekannt. Er gehörte eben zur Klasse jener stolzen Menschen, von denen der Prophet Isaias sagt: Sie sprechen: Geh weit weg von mir und rühr mich nicht an; denn ich bin rein. O Pharisäer, du ladest den Herrn ein und verhöhnst ihn; du speisest den Herrn und merkst nicht, von wem du gespeist werden mußt. Woher weißt du denn, daß der Herr diese Frau nicht gekannt habe? Doch nur daher, weil sie zu ihm hintreten durfte, weil er es duldete, daß sie seine Füße küsste, sie abtrocknete und salbte. Denn einem unreinen Weib durfte man nicht gestatten, solches an reinen Füßen zu tun. Wäre ein solches Weib zu den Füßen des Pharisäers hingetreten, hätte er ihr gesagt, was Isaias von solchen spricht: Geh weg von mir, rühr mich nicht an; denn ich bin rein. Unrein trat sie zum Herrn, um rein wieder wegzugehen; krank kam sie, um gesund wieder wegzugehen; ihre Sünden bekennend, nahte sie sich ihm, um lobpreisend wieder wegzugehen. (aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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