Samstag, 5. Juli 2014

4. Sonntag nach Pfingsten - Predigt des hl. Bischofs Augustinus aus dem Brevier

Die Söhne Israels standen 40 Tage lang ihren Feinden gegenüber. Diese vierzig Tage deuten auf Grund der vier Jahreszeiten und der vier Himmelsrichtungen das gegenwärtige Leben an, in dem das Christenvolk unaufhörlich gegen Goliath und sein Heer, d.h. gegen Satan und seinen anhang zu kämpfen hat. Es könnte aber den Sieg nicht erringen, wenn nicht Christus, der wahre David, mit seinem Stab, d.h mit dem gnadenspendenden Kreuz gekommen wäre. Denn vor der Ankunft Christi, geliebteste Brüder, war der Teufel frei; als Christus kam, tat er, wie es im Evangelium heißt: Niemand kann in das Haus eines Starken eindringen und seine Habe rauben, wenn er nicht vorher den Starken fesselt. Christus kam also und legte den Teufel in Fesseln. Vielleicht entgegnet einer: Wenn er gefesselt ist, warum ist er dann noch so mächtig? Geliebteste Brüder! Es ist wahr, er ist noch sehr mächtig, aber nur Lauen und Läßigen gegenüber; er hat nur Gewalt über die, die Gott nicht wahrhaft fürchten. Er ist gefesselt wie ein Kettenhund; er kann keinen beißen außer den, der sich in wahnwitziger Selbstsicherheit selbst in seine Nähe begibt. Ihr wißt doch, Brüder, wie ungeschickt ein Mensch ist, der sich von einem Kettenhund beißen lässt. Geh also nie, dadurch, daß du irdischen Wünschen und Begierden nachgibst, in seine Nähe, und er wird dir nichts anhaben können. Er kann bellen, kann locken, aber beißen kann er dich nicht, außer wenn du selbst es willst. Er kann dich nicht zwingen, dich von ihm verführen zu lassen, er kann dir nur zureden; er erzwingt unsere Einwilligung nicht, sondern entlockt sie uns. Es kam also David und fand das Volk der Juden im Kampfe mit dem bösen Feinde; weil niemand zum Einzelkampf sich vorwagte, schritt er, das Vorbild Christi, zum Kampfe und trat Goliath entgegen; einen Stab trug er in seiner Hand. Durch ihn wurde vorgebildet, was durch Jesus Christus, unsern Herrn, erfüllt wurde. Denn es kam der wahre David, Christus, der wider den geistigen Goliath, d.h. wider den Teufel kämpfen wollte; er trug selbst sein Kreuz. Brüder, beachtet auch, an welcher Stelle David den Goliath getroffen hat; an der Stirn; dort fehlte das Zeichen des KReuzes. Wie Davids Stab ein Vorbild des KReuzes war, so deutete auch der Stein, von dem Goliath getroffen ward, auf Christus, den Herrn hin. (aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937) 

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