Dienstag, 1. Juli 2014

3. Sonntag nach Pfingsten - hl. Papst Gregor aus dem Brevier

Sonntag in der Oktav des Herz Jesu Festes (aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

Lukas 15, 1-10 

Auslegung des hl. Papstes Gregor


Meine Brüder! Ihr habt im Evangelium gehört, wie Sünder und Zöllner zu unserem Erlöser kamen; sie wurden nicht nur zur Unterredung, sondern sogar zum gemeinsamen Mahle zugelassen. Die Pharisäer sahen es und wurden darüber unwillig. Lernet daraus: Die wahre Gerechtigkeit ist voll Mitleid, die falsche Gerechtigkeit voll Unwillen. Wohl sind auch die Gerechten mit Recht oft unwillig über die Sünder; aber es ist ein Unterschied, ob es aus Stolz und Hochmut geschieht, oder aus Eifer für das Gute. Wohl sind sie auch unwillig, doch ohne den anderen zu verachten; sie haben keine rechte Hoffnung mehr, doch ohne zu verzweifeln; sie gehen den anderen nach, jedoch aus Liebe. Wenn sie auch äußerlich um der rechten Zucht willen scharfen Tadel erteilen, so bewahren sie dennoch in ihrem Herzen die Sanftmut und Liebe. In ihrem inneren schätzen sie die, die sie bessern wollen, meist höher als sich selbst; die die sie richten halten sie besser als sich. Wenn sie so handeln, retten sie durch die Sorge für die Zucht ihre Untergebenen, durch ihre Demut sich selbst. Dagegen verachten die, welche sich in falscher Gerechtigkeit überheben, die anderen, nie lassen sie sich mitleidvoll zu den Schwachen herab, und je weniger sie sich selbst für den Sünder halten, um so sündhafter werden sie. Zu ihnen gehörten vor allem die Pharisäer; sie verurteilten den Herrn, weil er die Sünder aufnahm; hartherzig tadelten sie die Quelle aller Barmherzigkeit. Aber weil sie krank waren, ohne es zu wissen, damit sie erkennen, was sie eigentlich waren, darum heilte sie der himmlische Arzt mit gelinden Mitteln, er stellte ihnen ein Beispiel der Güte vor augen und suchte so die Geschwulst in ihrem Herzen zu lindern.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen