Sonntag, 1. Juni 2014

Sonntag in der Oktav der Himmelfahrt des Herrn - Predigt des Hl. Bischofs Augustinus (aus dem Brevier)

Lesung 4-6
Geliebteste Brüder! Unser Erlöser führ in den Himmel auf; lassen wir uns darum nicht auf der Erde beunruhigen! Dorthin sei unser Sinn gerichtet, und wir werden hier Frieden haben. Erheben wir uns einstweilen im Geiste mit Christus in den Himmel; wenn dann der verheißene Tag anbricht, werden wir ihm auch mit dem Leibe dorthin folgen. Liebe Brüder! Wir müssen aber beherzigen, daß weder der Stolz, noch der Ehrgeiz, noch die Fleischeslust mit Christus in den Himmel auffährt. Keines unserer Laster kann sich mit unserem Arzte erheben. Wenn wir also unserem Arzte folgen wollen, müssen wir unsere Laster und Sünden ablegen. Denn diese alle halten uns wie mit Fesseln nieder und wollen uns in den Schlingen der Sünde festhalten. Darum wollen wir mit Gottes Hilfe, so wie der Psalmist sagt, ihre Bande sprengen, damit wir dann frei und ledig zum Herrn sagen können: Du sprengtest meine Fesseln, drum will ich Dir zum Dank ein Opfer weihen. Die Auferstehung ist unsere Hoffnung; die Himmelfahrt des Herrn unsere Verherrlichung. Das Fest der Himmelfahrt des Herrn feiern wir heute. Wenn wir aber gebührend mit Glauben und Andacht, mit Frömmigkeit und heiligem Sinne die Himmelfahrt des Herrn begehen, dann wollen wir auch mit ihm auffahren, und unser Herz in die Höhe erheben. Wenn wir auffahren, dann wollen wir uns nicht vom Stolze hinreißen lassen und nicht auf unser Verdienst pochen, als hätten wir es uns verdient. Unser Herz muss droben bei Gott wohnen. Wenn wir unser Herz erheben, aber nicht zu Gott, so heißt das Stolz; wenn wir es aber zu Gott erheben, so bedeutet das, bei ihm Hilfe suchen. Seht, Brüder, es ist doch etwas Wunderbares. Erhaben ist der Herr; erhebst du dich, so lässt er sich zu dir herab. Warum dies? Weil der Herr erhaben ist und auf das Niedrige schaut; er kennt das Hohe nur von ferne. Auf die Niedrigen sieht er aus nächster Nähe herab, um sie zu erheben; das Hohe, d.h. die Stolzen kennt er nur von ferne, um sie zu erniedrigen.. Erstanden ist Christus, um uns die Hoffnung zu geben, daß der Mensch der gestorben ist, wieder aufersteht. Er hat uns diese Gewissheit gegeben, damit wir im Tode nicht verzweifeln und glauben, unser Leben sei mit dem Tode beendigt. Wir waren sogar in Sorgen um das Schicksal unserer Seele; aber durch seine Auferstehung hat er uns die Gewissheit gegeben, daß auch unser Leib auferstehen werde. Glaube also damit du rein wirst! Zuerst musst du glauben, damit du dann durch den Glauben Gott schauen darfst. Willst du Gott schauen, so höre seine eigenen Worte: selig sind, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen. Darum sei zuerst auf die Reinigung deines Herzens bedacht, und was du darin Gott Missfälliges findest, das entferne!
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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