Freitag, 13. Juni 2014

Vigil des hl. Johannes des Täufers - Hl. Ambrosius aus dem Brevier

23. Juni
Luk 1, 5-17.

Auslegung des hl. Bischofs Ambrosius


Die göttliche Schrift lehrt uns, daß nicht nur der Lebenswandel ruhmwürdiger Menschen, sondern auch ihre Eltern zu loben sind; die unbefleckte Reinheit derer, die wir loben wollen, soll eben wie ein überkommenes Erbe aufleuchten. Denn welche Absicht hatte hier der heilige Evangelist, als zu zeigen, daß der heilige Johannes der Täufer besonderen Ruhm verdiene wegen seiner Eltern, wegen der Wunder, wegen seines Lebenswandels, seines Amtes und seines Leidens? So wird auch Anna, die Mutter des heiligen Samuel, gelobt; so erbte Isaak von seinen Eltern den Adel der Frömmigkeit, den er seinen Nachkommen weitergab. Zacharias war also ein Priester, und nicht nur ein Priester, sondern einer aus der Klasse des Abias, das heißt ein ganz edler aus einer der vornehmsten Familien. Und er hatte, heißt es weiter, eine Frau aus den Töchtern Aarons. Der Adel des heiligen Johannes stammt also nicht nur von den Eltern, sondern auch von seinen Ahnen; nicht durch irdische Macht ist er ausgezeichnet, wohl aber verehrungswürdig wegen der von den Ahnen ererbten Gottesfurcht. Solche Ahnen mußte der Vorläufer Christi haben, damit man sehe, daß er den Glauben an den kommenden Heiland nicht unvermittelt erhalten hatte, sondern von den Vorfahren überliefert und auf natürliche Art und Weise empfangen hatte und verkündete. Beide waren gerecht vor Gott, heißt es, und wandelten tadellos in allen Geboten und Satzungen des Herrn. Was wollen dazu jene sagen, die zur Entschuldigung ihrer Sünden glauben, kein Mensch könne ohne häufige Sünden leben und dazu die Stelle aus Job anführen: Niemand ist rein vom Sündenschmutz, auch wenn er nur einen Tag auf Erden lebt? Solchen ist zu erwidern, sie sollen erst einmal erklären, was das heißt: Der Mensch ist ohne Sünde; ob es bedeutet: Er hat überhaupt nie gesündigt, oder: Er hat aufgehört zu sündigen. Wenn sie meinen, ohne Sünde sein, heißt soviel wie: Er hat überhaupt nie gesündigt, dann stimme ich ihnen bei. Denn alle haben gesündigt und ermangeln der Herrlichkeit Gottes. Wenn sie aber behaupten: Wenn jemand seine früheren Verirrungen gutmacht und sein Leben so gestaltet, daß er von aller Sünde frei bleibt, ein solcher könne sich doch nicht von Sünden rein halten, dann kann ich ihrer Auffassung nicht beistimmen; denn wir lesen in der Schrift: So sehr hat der Herr die Kirche geliebt, daß er sie herrlich für sich selbst darstellen wollte, ohne Makel, ohne Runzel oder andere Fehler; heilig sollte sie vielmehr sein und ohne Fehl.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen