Sonntag, 15. Juni 2014

Auslegung des hl. Bischofs Ambrosius auf das Geburtsfest vom Hl. Johannes aus dem Brevier

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937 am Fest der Heiligsten Dreifaltigkeit)
Lukas 1, 57-68
Elisabeth gebar einen Sohn, und die Nachbar brachten ihr ihre Glückwünsche dar. Die Geburt der Heiligen ist für sehr viele eine Freude; denn sie ist ein Segen für alle. Die Gerechtigkeit ist ja eine Tugend, die auf alle sich bezieht. Deshalb wird auch beim Erscheinen des Gerechten ein Hinweis auf sein späteres Leben gegeben und die Schönheit seiner künftigen Tugenden wird schon im voraus  durch die Freude des Nachbarn angedeutet. Passend wird die Zeit erwähnt, da der Prophet im Mutterschoße weilte; es soll nämlich die anwesenheit Marias nicht stillschweigend übergangen werden. Über die Zeit seiner Kindheit wird nichts berichtet, weil er die Schwierigkeiten der Kinder nicht kannte. Deshalb lesen wir im Evangelium, nichts von ihm, als seine Geburt und seine Predigten, sein Frohlocken im Mutterschoß und sein Rufen in der Wüste. Er kannte auch gar kein Kindesalter; denn der Natur und seinem Alter seiner Mutter entgegen wurde er empfangen und begann gleichsam mit dem Vollmaß des Alters Christi. Wunderschön ist, daß der Evangelist glaubte, vorrausschicken zu müssen, daß die meisten meinten, das Kind müsse nach dem Namen seines Vaters Zacharias genannt werden. Daraus kannst du sehen, daß der Name der Mutter nicht etwa wegen irgendeines unwürdigen Trögers mißfallen hatte; vielmehr war dieser Name ihr vom Heiligen Geiste eingegeben, so wie er vorher dem Zacharias vom Engel verkündet worden war. Denn er war stumm und konnte also seiner Gattin den Namen des Kindes nicht mitteilen; aber durch göttliche Eingebung hatte Elisabeth erfahren, was sie von ihrem Gatten nicht erfahren konnte. Johannes, sagte sie, ist sein Name. Das heißt: Nicht wir geben ihm diesen Namen, er hat diesen Namen schon von Gott empfangen. Er hat schon seinen Namen; wir erkennen ihn nur an, wir haben ihn nicht auserwählt. Das ist ein Vorrecht von Heiligen, daß sie von Gott ihren Namen erhalten. So wurde Jakob Israel genannt, weil er Gott sah. So wurde unser herr Jesus genannt, schon bevor er geboren wurde; nicht der Engel, sondern der Vater hat ihm diesen Namen gegeben. Du siehst also, die Engel verkünden nur, was sie gehört, nicht was sie selbst bestimmt haben. Wundere dich also nicht, daß die Frau auf den Namen besteht, den sie nicht gehört hat; der Heilige Geist, der auch dem Engel den Auftrag gegeben hatte, hat es ihr offenbart.

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