Mittwoch, 21. Mai 2014

Fünfter Sonntag nach Ostern vom hl. Thomas von Aquin (3. und 4. Rede)

Dritte Rede 


Wenn der Tröster kommt, so wird er die Welt von der Sünde und der Gerechtigkeit und dem Gerichte überführen. Joh. 16, 8.

 Der Herr überführt die Sünder jetzt und in Zukunft. In der Gegenwart thut er es auf dreifache Weise; zuerst durch die Eingießung des Lichtes des heiligen Geistes, wie der Apostel sagt (Ephes. 5.): Alles was überführt wird, wird vom Lichte aufgedeckt. Zweitens durch die Predigt. Judas (21.) sagt: Diese strafet, nachdem ihr sie beurtheilet habt, und der Apostel Paulus (2. Tim. 4.) sagt: Ueberführe, beschwöre, rede ernstlich zu in aller Geduld und Lehre. Drittens durch das böde Gewissen (Iob. 13.) sagt: Doch werde ich meine Wege vor ihm verfluchen, und der Psalmist (49.): Ich will dich überführen und dich dir selbst vorstellen. 


In der Zukunft werden die Sünder auf dreifache Weise gerichtet werden. Zuerst wird er sie ihrer Bosheit überführen, indem sie diese selbst verräth. Darum sagt der Prophet (Jerem. 2.): Dich wird deine Bosheit überführen. Zweitens die ganze Schöpfung. indem sie ihnen Vorwürfe macht. Daher sagt die Weisheit (5.): Mit ihm wird der Erdkreis gegen die Gottlosen kämpfen. Drittens überführt sie Christus, indem er sie auf die gerechteste Weise verurtheilt. Im Briefe Judä heißt es: Sieh es kommt Gott in seinen tausend Heiligen, um gegen Alle Gericht zu halten, und alle Gottlosen von allen Werken ihrer Gottlosigkeit die sie vollbrachten zu überführen. Er wird sie aber auf dreifache Weise lüberführen; Zuerst in der Billigkeit, indem er um kein Haar breit von der Gerechtigkeit ablenkt. Isaias (11.) sagt: In Billigkeit wird er für die Sanftmüthigen der Erde richten. Zweitens indem er im strengsten Zorne die Gottlosen bestraft; daher sagt der Psalmist (6.):  Herr richte mich nicht in deinem Zorne. Drittens wird er ein allgemeines Gericht halten und alle Gottlosen überführen, wie Judas sagt: Sieh es kommt der Herr mit allen seinen tausend Heiligen, um über Alles Gericht zu halten, und er wird alle Gottlosen überführen. Davor wolle uns Gott bewahren Amen.

Vierte Rede


Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; ich verlasse wiederum die Welt und gehe zum Vater. Joh. 16, 28.

 Diefe Worte enthalten vier Punkte; zuerst seinen Ausgang vom Vater, indem es heißt_ Ich bin vom Vater ausgegangen. Sein Ausgehen vom Vater war sein Sichtbarwerden. Zweitens seine Ankunft in dieser Welt. Und bin in die Weltggekommen. Drittens sein Verlassen der Welt: Und ich verlasse wiederum die Welt. Viertens seine Auffahrt zum Vater: Und gehe zum Vater.

 In Bezug auf den ersten Punkt ist zu bemerken, daß Christus vom Vater aus drei Gründen ausging. Zuerst um ihn der Welt zu offenbaren. DasEvangelium (Joh. 1.) sagt: Gott hat Niemand je gesehen; der eingeborne Sohn, der im Schooße des Vaters ist hat es erzählt. Zweitens, damit er uns seinen Willen erklärte, wie Christus (Joh. 15.) sagt: Alles was ich von meinem Vater hörte, habe ich euch bekannt gemacht. Drittens, damit er uns seine Liebe offenbarte. Das Evangelium (Joh. 3.) sagt: So hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingebornen Sohn dahingab. In Bezug auf den zweiten Punkt ist zu bemerken, daß er aus drei Gründen in die Welt kam. Zuerst um sie zu erleuchten wie Christus selbst sagt (Joh. 8.): Ich bin das Licht der Welt. Zweitens um sie mit Gott dem Vater zu versöhnen. Der Apostel (2. Cor. 5.) sagt: Gott war in Christus, die Welt mit sich versöhnend und ihnen ihre Sünden nicht anrechnend, und er gab uns das Wort der Versöhnung. Drittens um sie von der Gewalt des Teufels zu erlösen, wie das Evangelium (Joh. 12.) sagt: Jetzt ist das Gericht der Welt, jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen, und wiederum ebenda (3.):  Denn Gott schickte nicht seinen Sohn in die Welt, um die Welt zu richten, sondern damit die Welt durch ihn erlöst werde. 
In Bezug auf den dritten Punkt ist zu bemerken, daß Christus die Welt aus drei Gründen verließ. Zuerst wegen ihrer Bosheit, denn der heilige Johannes (1. Joh. 5.) sagt: Die ganzeWelt liegt im Argen. Zweitens wegen der Größe ihres Undankes. Christus sagt (Joh. 15.): Wenn die Welt euch haßt, so wisset, daß sie mich vor euch haßte. Welcher Undank konnte größer sein, als den zu hassen der gekommen war die Welt zu erlösen? Drittens um uns ein Beispiel zu geben, die Welt zu verlassen. Christus sagt (Joh. 15.): Ihr seid nicht von dieser Welt, sondern ich habe euch von der Welt erlöst; und es sagt Johannes (1. Joh. 2.): Liebet die Welt nicht, noch das was in der Welt ist. 
In Bezug auf den vierten Punkt ist zu bemerken, daß Christus zum Vater aus drei Gründen auffuhr. Zuerst um ihn für uns zu bitten, wie es heißt (Joh. 14.): Ich habe den Vater gebeten usw. Zweitens um uns den heiligen Geist zu senden. Denn wenn ich nicht hingehe sagt Christus (Joh. 16.) wird der Tröster nicht zu euch kommen, wenn ich aber hingehe, werde ich ihn zu euch senden. Drittens um uns einen Platz bei dem Vater zu bereiten. Ich gehe euch einen Platz zu bereiten sagt Christus (Joh. 14.) Dazu möge uns Christus führen. Amen.

1. Rede
2. Rede

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