Dienstag, 20. Mai 2014

Fünfter Sonntag nach Ostern 2. Rede - hl. Thomas von Aquin

Zweite Rede 


Er wird die Welt von der Sünde, der Gerechtigkeit und dem Gerichte überführen. Joh. 16, 8.

 Diese Worte enthalten drei Punkte von denen der heilige Geist die Weltlichgesinnten überführen wird. Zuerst überführt er sie in Betreff der Sünde, welche sie fliehen sollten.Zweitens in Betreff der Gerechtigkeit, welche sie thun sollten; drittens in Betreff des Gerichtes, das sie führen sollen.
 In Bezug auf den ersten Punkt ist zu bemerken, daß man die Sünden aus vielen Griinden vorzüglich aber wegen dreier  Uebel fliehen soll, welche sie dem Menschen zuzieht. Zuerst, weil sie hier die Sünder sehr elend macht, indem die Sprichwörter (14.) sagen: Die Sünde macht die Völker unglücklich. Zweitens, weil sie den Menschen der ewigen Herrlichkeit beraubt. Die Schrift sagt (Isai. 27.): Der Gottlose wurde hinweggenommen, damit er die Herrlichkeit Gottes nicht sehe. Drittens, weil sie den Menschen in das ewige Verderben stürzt, wie das Evangelium (Matth. 25.) sagt: Diese gehen in das ewige Verderben. In Bezug auf den zweiten Punkt ist zu bemerken, daß man die Gerechtigkeit vorzüglich aus drei Gründen thun soll. Zuerst weil sie hier dem Menschen sehr viele Freude bringt. Daher sagt der Psalmist (18.): Gottes Gerechtigkeit ist gerade und erquickt die Herzen. Zweitens, weil sie den Menschen von dem ewigen Tode befreit. Darum sagen die Sprichwörter (11.): Die Gerechtigkeit, nämlich die Werke der Gerechtigkeit, wird von dem Tode, nämlich dem ewigen befreien,  und wiederum (21.): Wer nach Gerechtigkeit und Erbarmung strebt, wird das Leben finden. Drittens, weil sie den Menschen zu den ewigen Freuden führt, darum sagt das Evangelium (Matth. 25.): Die Gerechten aber werden eingehen in das ewige Leben
In Bezug auf den dritten Punkt ist zu bemerken, daß man das künftige Gericht vorzüglich aus drei Gründen fürchten soll. Zuerst wegen der Billigkeit des Richters. So sagt der Psalmist (7.): Gott ist Richter, gerecht, mächtig und geduldig. Zweitens wegen der Strenge des Richters. Die Schrift (Judith 16.) sagt: Am Tage des Gerichtes wird er sie besuchen und Feuer und Würmer geben. Drittens wegen der Unwiderruflichkeit des Urtheilspruches. Weichet von mir ihr Verfluchte, in das ewige Feue, sagt Christus (Matth. 25.). Ewig aber ist, was kein Ende hat. Von diesem Feuer befreie uns Gott. Amen.

Erste Rede

3. und 4. Rede

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