Mittwoch, 28. Mai 2014

Auf den Pfingstsonntag - Predigt vom hl. Thomas von Aquin


 Der Tröster, den der Vater in meinem Namen senden wird, wird euch Alles lehren. Joh. 14, 26.

 Mit diesen Worten sagt der Herr vorher, daß er ihnen den heiligen Geist senden werde, was am heutigen Tage geschah. In Bezug auf diese Sendung ist dreierlei zu bemerken; zuerst die Liebe des Sendenden - welchen der Vater senden wird: zweitens die Liebe des Gesendeten - der Paraclet oder Tröster; drittens der Nutzen der Sendung - er wird euch Alles lehren.

In Bezug auf den ersten Punkt ist zu bemerken, daß Gott der Vater uns drei sandte, worin seine große Liebe sich offenbart. Zuerft den Sohn zu unserer Erlösung. Der Apostel (Röm. 8.) sagt: Gott sandte seinen Sohn zur Aehnlichkeit des Fleisches der Sünde und verdammte wegen der Sünde die Sünde; und wiederum (Ephes. 4.): Gott sandte den Geist seines Sohnes in unsere Herzen, der da ruft: Abba! Vater. Zweitens den heiligen Geist zu unserm Troste, wie der Apostel (Galat. 4.) sagte: Als aber die Fülle der Zeit kam, sandte Gott seinen Sohn, geboren aus dem Weibe, unterworfen dem Gesetze, um die welche unter dem Gesetze waren zu erlösen. Drittens schickt er die himmlischen Geister zu uns zu unserm Schutze. Es heißt (Hebr. 1.): Sind nicht alle dienende Geister zum Dienste derer abgeordnet, welche das Erbe des Heiles erlangen?
 In Bezug auf den zweiten Punkt ist zu bemerken, daß der heilige Geist Paraclet, Tröster genannt wird, weil er uns in unsern Trübsalen tröstet. Er tröstet uns aber auf dreifache Weise; zuerst indem er uns himmlische Tröstungen verleiht. Darum sagt der Apostel (1. Thess. 1.): In vieler Betrübniß mit der Freude des heiligen Geistes usw. Zweitens indem er uns die Gnadengaben in unserer Betrübniß vermehrt. So sagt der Apostel (Röm. 5.): Die Traurigkeit wirkt Geduld, die Geduld aber Erprobung, die Erprobung aber Hoffnung, die Hoffnung aber macht nicht zu Schanden, weil die Liebe Gottes in unsern Herzen ausgegossen ist, der uns gegeben. Drittens, indem er zeigt wie groß die Freuden sind, welche wir für diese geringen Trübsale erlangen. Darum sagt der Apostel (Röm. 8.): Der Geist selbst gibt unserm Geiste Zeugniß, daß wir Söhne Gottes sind; wenn aber Söhne, so auch Erben, nämlich Erben Gottes, aber Miterben Christi. - Denn ich glaube, daß die Leiden dieser Zeit mit der kommenden Herrlichkeit, die an uns offenbar wird, nicht zu vergleichen sind. Und wiederum sagt derselbe Apostel (2. Cor. 4.): Denn unsere gegenwärtige Trübsal, die augenblicklich und leicht ist, bewirkt eine überschwängliche ewige, Alles überwiegende Herrlichkeit in uns, die wir nicht hinsehen auf das, was zeitlich, sfondern was ewig ist.  
In Bezug auf den dritten Punkt ist zu bemerken, daß uns der heilige Geist drei sehr nützliche Dinge lehrt, zuerst daß wir die Wahrheit erkennen. Das Evangelium (Joh. 15.) sagt: Wenn jener Geist der Wahrheit kommen wird, wird er euch Alles lehren. Zweitens, daß wir mit Nutzen beten. So sagt der Apostel (Röm. 8.): Der Geist bittet für uns mit unaussprechlichen Seufzern, d.h. er läßt uns bitten und lehrt uns. Drittens die fleischlichen Begierden zu verachten. Der heilige Gregor sagt: Kostet man den Geist, so verschwindet aller fleischlicher Sinn. Und der Apostel Johannes (1. Br. 3.) sagt: Wir sind übergegangen vom Tode zum Leben. Es gibt einen vierfachen Uebergang. (Siehe die Predigt auf das Fest des heiligen Dominicus.)

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