Freitag, 23. Mai 2014

5. Sonntag nach Ostern - Über den Glauben an die Auferstehung vom hl. Ambrosius aus dem Brevier

Lesung 4-6
Aus dem Buch des hl. Bischofs Ambrosius über den Glauben an die Auferstehung
Weil die Weisheit Gottes nicht sterben konnte, andererseit aber auch nicht auferstehen konnte, was nicht gestorben war, darum nahm sie Fleisch an, das dem Tode verfallen konnte. So starb also, was dem Tode amheimzufallen pflegt, und vom Tode erstand, was gestorben war. Denn die Auferstehung konnte nur durch einen Menschen geschehen; denn wie durch einen Menschen der Tod, so auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. Es erstand also der Mensch, weil der Mensch gestorben war; der Mensch ward auferweckt, aber Gott war der Erwecker; damals war er Mensch dem Fleische nach, jetzt ist er Gott alles in allem. Jetzt kennen wir Christus nicht mehr dem Fleische nach, aber wir halten fest an seiner gnadenvollen Menschwerdung und erkennen ihn als den Erstlich der Entschlafenen, als den Erstgeborenen aus den Toten. Die Erstlinge sind aber stets von der selben Art und Natur, wie die übrigen Früchte; damit diese besser gedeihen, darum werden die Erstlinge Gott zum Geschenk gebracht, als heiliges Geschenk für alle übrigen Früchte und gleichsam als Weihegabe der wiederhergestellten Natur. Christus ist also der Erstling der Entschlafenen. Ist er es nur für die Seinigen, die, ohne die Schrecknisse des Todes zu kosten, nur in einen süßen Schlummer fallen, oder ist er es für alle Toten? Doch es heißt: Wie alle in Adam sterben, so werden alle in Christus zu neuem Leben erstehen. Wie also die Erstlinge des Todes in Adam, so sind die Erstlinge der Auferstehung in Christus: Alle werden auferstehen. Doch niemand soll verzagen, und kein Gerechter soll traurig sein über das allen gemeinsame Los der Auferstehung, weil er einen besonderen Lohn für seine Tugend erwartet. Alle werden zwar auferstehen, aber ein jeder in seiner Ordnung, wie der Apostel sagt. Das Werk des gütigen Gottes ist bei allen gleich, aber die Stufe der Verdienste ist verschieden. Wir sehen, was für ein schweres Sakrileg es ist, an die Auferstehung nicht zu glauben. Denn wenn wir nicht auferstehen, dann ist Christus vergebens gestorben, und folglich ist er auch nicht auferstanden. Wenn er nämlich nicht zu unserem Heile auferstanden ist, so ist er gar nicht auferstanden, da er ja keine Ursache hatte, für sich selbst aufzuerstehen. In ihm aber ist die ganze Welt vom Tode erstanden, in ihm ist der Himmel, in ihm ist die Erde auferstanden, denn es wird ein neuer Himmel und eine neue Erde sein. Für ihn selbst aber war die Auferstehung nicht notwendig, denn die Bande des Todes konnten ihn nicht festhalten. Wenn er auch seiner Menschheit nach gestorben war, so war er doch sogar in der Totenwelt völlig frei. Willst du wissen wie? So höre: Ich bin wie ein hilfloser Mensch geworden, wie einer, der frei ist unter den Toten. Er war doch wohl frei; denn er hatte die Macht, sich selbst zu erwecken, gemäß dem Worte; Brechet diesen Tempel ab und in drei Tagen will ich ihn wieder aufrichten. Er war frei, da er ja hinabgestiegen war, um andere frei zu machen.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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