Samstag, 17. Mai 2014

4. Sonntag nach Ostern - hl. Bischof und Martyrer Cyprian - über den Wert der Geduld (Brevier)

Lesung 4-6
Aus der Abhandlung des hl. Bischofs und Martyrers Cyprian über den Wert der Geduld
Geliebteste Brüder! Wenn ich jetzt von der Geduld reden und ihren Nutzen und ihre Vorteile auseinandersetzen will, wie könnte ich da besser beginnen, als mit dem Hinweis, daß ihr sogar jetzt zum Zuhören Geduld braucht? Denn ohne Geduld könnt ihr mir nicht einmal zuhören und aufmerken. Erst dann wird eine Rede oder eine heilsame Lehre wirksam aufgenommen, wenn die Worte mit Geduld angehört werden. Geliebteste Brüder! Unter allen von Gott uns gezeigten Wegen, auf denen die Christenschar den himmlischen Belohnungen für ihr Hoffen und Glauben entgegeneilt, kann ich auch nichts finden, was zum Leben nützlicher oder für die Herrlichkeit wichtiger wäre, als daß wir die Gebote des Herrn in Gottesfurcht und mit Hingebung erfüllen und dabei vornehmlich die Geduld mit aller Sorgfalt zu bewahren suchen. Auch die Philosophen behaupten, daß sie nach dieser Tugend streben; aber ihre Geduld ist ja genauso falsch wie ihre Weisheit. Denn wie kann einer weise oder geduldig sein, wenn er weder die Weisheit noch die Geduld Gottes kennt? Wir aber, geliebteste Brüder, die wir nicht nur im Reden, sondern in der Tat weise sind, die wir unsere Weisheit nicht nur durch ein besonderes Kleid, sondern durch unser wirkliches Leben zeigen, die wir mehr das innere Bewusstsein der inneren Tugend, als äußere Prahlerei damit kennen, die wir nicht große Reden halten, sondern als Diener und Verehrer Gottes leben, wir wollen die Geduld, die uns vom Himmel gelehrt wird, in geistiger Ergebenheit üben. Denn diese Tugend haben wir mit Gott gemeinsam; bei ihm hat die Geduld ihren Ursprung, in ihm hat ihre Herrlichkeit und Würde Grund und Quell. Der Ursprung und die Erhabenheit der Geduld gehen von Gott, als dem Urheber, aus. Was Gott teuer ist, das muss auch der Mensch lieben. Das Gut, das der Allerhöchste liebt, empfiehlt er auch, und wenn Gott unser Herr und Vater ist, so wollen wir die Geduld unseres Herrn und Vaters nachahmen; denn die Diener müssen willig und folgsam sein, und die Kinder dürfen nicht entarten. Die Geduld ist es, die uns bei Gott empfiehlt und uns erhält; sie ist es, die den Zorn mäßigt, die Zunge im Zaun hält, den Geist lenkt, den Frieden bewahrt, die Zucht regelt, den Ansturm der Leidenschaft schwächt, die Macht des Stolzes unterdrückt, das Feuer der Feindschaft auslöscht, die Macht der Reichen in Schranken hält und die Not der Armen mildert. Sie bewahrt den Jungfrauen ihre beseligende Reinheit, den Witwen ihre opfervolle Keuschheit und den verehelichten ihre unzertrennliche Liebe. Sie macht demütig im Glück, stark im Unglück, sanftmütig gegen Unrecht und Kränkung. Sie lehrt den Fehlenden schnell zu verzeihen, und wenn du selbst gefehlt hast, lange und oft um Verzeihung zu bitten; sie überwindet die Versuchungen, erträgt die Verfolgungen, erduldet Leiden und Martern bis zum Ende; sie ist es, die unseres Glaubens Grundlagen stärkt und festigt.
aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937 

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