Montag, 28. April 2014

Predigt des hl. Papstes Leo - 2. Sonntag nach Ostern (Brevier)

Lesung 4-6
Geliebteste! Die Tage zwischen der Auferstehung und der Himmelfahrt des Herrn gingen nicht unbenutzt vorüber, während dieser Zeit wurden große Sakramente eingesetzt und große Geheimnisse geoffenbart. In diesen Tagen wurde die Furcht vor dem grausen Tode hinweggenommen und nicht nur die Unsterblichkeit der Seele, sondern auch des Leibes kundgetan. In diesen Tagen wurde durch die Anhauchung des Herrn der Heilige Geist allen Aposteln mitgeteilt und dem heiligen Petrus wurde vor allen anderen neben den Schlüsseln des Gottesreiches auch die Sorge für die Herde des Herrn anvertraut. In diesen Tagen gesellte sich der Herr als Dritter zu den beiden Jüngern auf dem Wege; um allen dunklen Zweifel uns zu nehmen, tadelte er sie wegen ihrer Angst und ihrer Zaghaftigkeit und Schwerfälligkeit. Als der Herr sie erleuchtete, da flammte in ihren Herzen der Glaube auf, und als er ihnen die Schrift erschloss, da wurden sie warm, während sie vorher so kalt gewesen. Als sie zu Tische saßen, da wurden ihnen beim Brotbrechen die Augen geöffnet. Da ward ihnen kund, wie hoch die Menschennatur erhoben worden; drum war es für sie ein größeres Glück, daß ihnen die Augen aufgingen, größer als für unsere Stammeltern, denen dabei nur die Schande zum Bewußtsein kam, den ihr Fall ihnen gebracht. Inmitten dieser und anderer Wundertaten schwankten die Jünger unschlüssig hin und her. Da erschien der Herr in ihrer Mitte und sprach: Friede sei mit euch! Damit sie nicht weiter glaubten, was sie in ihren Herzen dachten - meinten sie doch einen Geist zu sehen und keinen Leib -, darum verwies er ihnen ihre verkehrten Gedanken und hielt den Unschlüssigen die Kreuzesmale vor Augen, die er noch an seinen Händen und Füßen trug, und forderte sie auf, sie genauer zu betasten. Denn um die Wunden der ungläubigen Herzen zu heilen, dazu waren die Male der Nägel und der Lanze geblieben. Sie sollten nicht nur unter Schwanken glauben, sondern ganz sicher wissen und festhalten, daß dieselbe Menschennatur mit Gott dem Vater auf den Throne sitzen werde, die auch im Grabe gelegen hatte.

aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937

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