Sonntag, 27. April 2014

Predigt des hl. Bischofs Augustinus zum Weißen Sonntag (Brevier)

Mit der heutigen Feier schließt das hohe Osterfest und darum wechseln heute auch die Neugetauften ihre Gewänder, doch so, daß sie wohl die reinen Kleider ablegen, das reine Herz sich aber stets bewahren wollen. An diesem Feste müssen wir vor allem darauf achten, daß wir, weil es die Ostertage, d. h. Tage des Nachlasses und der Gnade sind, auch diese heiligen Tage so zubringen, daß bei der Erholung, die der Leib genießt, die Reinheit der Seele nicht getrübt werde. Wir wollen uns also aller Weichlichkeit, Trunkenheit und Ausgelassenheit enthalten und mässigem Vergnügen und heiliger Lauterkeit und hingeben. So wollen wir das, was wir jetzt durch körperliche Enthaltsamkeit nicht mehr gewinnen, durch Reinheit der Seele ersetzen. Meine Predigt richtet sich zwar an alle, die meine Hirtensorge umfasst; jedoch heute, am Schlusstag der heiligen Osterfeier, wende ich mich noch ganz besonders an euch, ihr neuen Sprösslinge der Heiligkeit, die ihr eben wiedergeboren wurdet aus dem Wasser und Heiligen Geiste, an euch, ihr guten Kinder, du neue Christenschar, mein schönster Schmuck, du Lohn meiner Mühen, meine Wonne und Krone, an euch alle, die ihr feststeht im Herrn. Euch rede ich an mit den Worten des Apostels: Seht die Nacht ist vorüber, der Tag hat sich genaht. Legt ab die Werke der Finsternis und ziehet an die Waffen des Lichtes; wandelt ehrbar wie am Tage, nicht in Schmausereien und Trinkgelagen, nicht in Schlafkammern und Unzucht, nicht in Zank und Neid, sondern ziehet an den Herrn Jesus Christus! Wir haben, heißt es, ein gar festes Prophetenwort, und ihr tut wohl, darauf zu achten, wie auf ein Licht an einem dunklen Orte, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen. Eure Lenden sollen daher umgürtet sein, und in euren Händen brennende Lampen: Seid so wie Menschen, die auf ihren Herrn warten, wenn er von der Hochzeit kommt. Seht, es kommen Tage, da der Herr spricht: Noch eine kleine Weile und ihr werdet mich nicht mehr sehen, und wieder eine kleine Weile, und ihr werdet mich wieder sehen. Das ist die Stunde, von der er gesagt hat: Ihr werdet trauern, aber die Welt wird sich freuen, d. h. dies Leben ist voll Versuchungen, in dem wir fern vom Herrn wandeln; aber ich werde euch wiedersehen, sagt er, und euer Herz wird sich freuen, und eure Freude wird niemand von euch nehmen.

aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937

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