Donnerstag, 9. Januar 2014

Fest der hl. Familie Jesus, Maria und Joseph - Papst Leo XIII. (Brevier)

Sonntag in der Oktav der Erscheinung
Aus dem Hirtenschreiben des Papstes Leo XIII.

Als der barmherzige Gott beschloss, das Werk der Erlösung, das die Jahrhunderte solange erwartet hatten, zu vollbringen, da wollte er es auf so weisheitsvolle Art zur Ausführung bringen, daß er die ersten Anfänge der Erlösung der Welt das erhabene Bild einer von Gott gegründeten Familie boten, in der alle Menschen das vollkommenste Vorbild des häuslichen Gemeinschaftsleben und aller Tugend und Heiligkeit schauen können. Das war die Familie von Nazareth, die die Sonne der Gerechtigkeit, nämlich Christus, unsern Gott und Heiland, barg, bevor sie allen Völkern in ihrem vollen Glanze aufleuchtete, dazu seine jungfräuliche Mutter und Joseph, den heiligen Mann, der Jesus gegenüber die Stelle des Vaters annahm. Ohne Zweifel erstrahlten in jener heiligen Familie all die schönen Züge, die in der häuslichen Gemeinschaft und im Zusammenleben der Familienglieder aus den gegenseitigen Liebeserweisen, aus der Heiligkeit des Lebens, aus der Übung der Frömmigkeit sich ergeben, in höchstem Maße. Sie wurden darum den anderen zum Vorbild. Sie war auch nach dem Plan der göttlichen Vorsehung so beschaffen, daß die Christen aller Berufe und Stände, wenn sie darauf schauen, für die Übung aller Tugend einen Beweggrund und einen Anreiz haben. So haben die Väter in Joseph ein hervorragendes Vorbild väterlicher Fürsorge und Sorgfalt. Die Mütter haben in der jungfräulichen Gottesmutter ein ausgezeichnetes Vorbild der Liebe, der Zucht, der Unterordnung und der steten Treue. Die Kinder haben in Jesus, der untertan war, ein von Gott gegebenes Muster des Gehorsams, das sie bewundern, verehren und nachahmen sollen. Die Vornehmen mögen von der aus königlichem Blute stammenden Familie lernen, wie sie in günstigen Verhältnissen sich mäßigen sollen, bei Mißgeschick aber die Würde wahren sollen; die Reichen können sehen, wie sehr der Reichtum gegenüber der Tugend zurückzustellen ist. Und wenn die Arbeiter und all diejenigen, die infolge ihrer beschränkten häuslichen Mittel und ihrer untergeordneten Stellung gern unzufrieden werden, auf die Gemeinschaft der heiligen Familie schauen, so werden sie über ihren Stand mehr Freude als Trauer haben. Die heilige Familie hatte die gleichen Mühen, die gleichen Sorgen für den täglichen Lebensunterhalt wie sie; auch Joseph musste durch seiner Hände Arbeit das Notwendige zum Leben beischaffen; selbst die Gotteshände haben werktätige Arbeit geleistet. So ist es nicht verwunderlich, wenn ganz weise Menschen, die mit Reichtum gesegnet sind, diesem entsagen und so wie Jesus, Maria und Joseph ein armes Leben wählen. Darum hat mit Recht die Verehrung der heiligen Familie unter den Katholiken schon früh begonnen und sie wächst ständig. Davon zeugen die christlichen Vereinigungen, die unter dem Schutz der heiligen Familie gegründet wurden; ebenso die einzigartige Verehrung, die ihr erwiesen wurde; ganz besonders aber die Auszeichnung und Gnadenerweise, die von unsern Vorgängern zur Anregung der Verehrung der heiligen Familie bewilligt wurden. Die Verehrung genoß schon im 17. jahrhundert hohes Ansehen; in Italien, Frankreich und Belgien verbreitete sich immer weiter und setzte sich beinahe in ganz Europa durch; sodann überschritt sie die weiten Flächen des Ozeans und dehnte sich in Amerika bis nach Kanada aus und blühte dort unter günstigen Verhältnissen mächtig auf. Man kann sich ja auch nichts heilsameres und wirksameres für die christlichen Familien denken, als das Vorbild der heiligen Familie, die in allen häuslichen Tugenden die höchste Stufe und Vollendung erreicht hat. So wollen wir also zu Jesus, Maria und Joseph beten, sie mögen unsere häusliche Gemeinschaft in ihrer Huld zur Seite stehen, mögen die Liebe bei uns mehren, unser Betragen leiten und uns durch ihr Vorbild zur Tugend anspornen; sie mögen alle Bedrängnis, die uns sterbliche treffen kann, mildern und erträglicher machen. Um die Andacht zur heiligen Familie zu fördern, hat Papst Leo XIII. angeordnet, daß alle christlichen Familien sich der heiligen Familie weihen sollen, und Benedikt XV hat das Stundengebet und die Messe auf die ganze Kirche ausgedehnt.

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)


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