Freitag, 3. Januar 2014

Fest der Erscheinung des Herrn - Predigt des hl. Papstes Leo (Brevier

 6. Jan.

Geliebteste, freuet euch im Herrn! Und wiederum sage ich: Freuet euch! Denn kaum ist das Fest der Geburt Christi vorüber, da bricht nach kurzer Zwischenzeit schon die Feier seiner Erscheinung an; ihn, den an jenem Tage die Jungfrau geboren hat, ihn hat heute die Welt anerkannt. Denn das Wort, das Fleisch geworden ist, hat seinen Eintritt in unsere Natur so weise eingerichtet, daß der neugeborene Heiland den Gläubigen geoffenbart wurde, den Verfolgern aber verborgen blieb. Schon damals hat der Himmel die Herrlichkeit Gottes verkündet und in alle Lande ist der Schall der Wahrheit gedrungen, als das Heer der Engel den Hirten die Geburt des Welterlösers verkündete und ein Stern die Weisen zur Krippe führte, um ihn anzubeten. Da erstrahlte vom Aufgange der Sonne bis zum Untergange die Geburt des wahren Königs; denn die Reiche des Morgenlandes erhielten die Nachricht von diesem Ereignis durch die Weisen und auch dem Römischen Reiche konnte es nicht unbekannt bleiben. Der grausame Herodes, der den ihm verdächtigen König gleich am Anfang beseitigen wollte, mußte, ohne es zu wissen, zur Durchführung des Planes Gottes mithelfen. Denn da er eine solche Freveltat ersann und den ihm unbekannten Knaben durch rücksichtsloses Morden aller Kinder vernichten wollte, trug die Kunde hiervon die himmlische Botschaft von der Ankunft des Herrschers überallhin. Umso schneller und eifriger wuchs dieses Gerücht infolge der unerhörten Neuheit dieser himmlischen Botschaft und infolge der Freveltat des blutdürstigen Verfolgers. Damals mußte der Erlöser auch nach Ägypten gebracht werden, damit dieses Volk, das noch in seinem alten Heidenglauben befangen war, auf die Nähe des Heilandes durch eine ganz in der Stille wirkende Gnade hingewiesen werde. Es sollte schon damals die Wahrheit in seiner Mitte beherbergen, da es noch nicht einmal aus seinem Herzen den falschen Glauben verscheucht hatte. Geliebteste, betrachten wir also die Weisen, die Christus anbeten, als die Erstlinge unserer Berufung und unseres Glaubens, und feiern wir mit frohem Herzen den Beginn unserer seligen Hoffnung! Damals haben wir den ersten Schritt zu unserer ewigen Erbschaft getan; durch dieses Ereignis sind uns die Geheimnisse der Schrift, die von Christus reden, klar geworden, und die Wahrheit, die von den Juden in ihrer Verblendung nicht angenommen wurde, strahlte mit ihrem Lichte über alle Nationen. Dieser hochheilige Tag, an dem der Urheber unseres Heiles sich offenbart hat, sollte daher stets von uns in Ehren gehalten werden. Ihn, den die Weisen als Kind in der Krippe angebetet haben, ihn wollen auch wir als den Allmächtigen im Himmel hochpreisen. Wie sie aus ihren Schätzen dem Herrn geheimnisvolle Gaben dargebracht haben, so wollen auch wir aus unseren Herzen das, was Gottes würdig ist, ihm darbringen. 

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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