Mittwoch, 1. Januar 2014

Fest der Beschneidung des Herrn - Hl. Bischof Ambrosius (Brevier)

Luk. 2,21

Der Knabe wird also beschnitten. Wer ist dieser Knabe anders, als der, von dem gesagt ist: Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. Er unterwarf sich dem Gesetze, um die, welche unter dem Gesetze standen, zu gewinnen. Um ihn dem Herrn darzustellen. Was das heißt: In Jerusalem dem Herrn dargestellt zu werden, würde ich hier erklären, wenn ich es nicht schon früher im Kommentar zu Isaias getan hätte. Wer hinsichtlich der Sünden beschnitten ist, der wird des Anblickes Gottes würdig erachtet, denn: Die Augen des Herrn blicken auf die Gerechten. Hier siehst du, daß das ganze alte Gesetz ein Schattenbild des neuen war; denn auch die Beschneidung versinnbildet die Reinigung von Sünden. Weil der schwache Mensch infolge einer schlimmen Neigung und Begierlichkeit mit Leib und Seele in schwere Sünden verstrickt ist, aus denen er sich nicht befreien kann, darum wurde durch die am achten Tage vorzunehmende Beschneidung die Reinigung von jeder Schuld, die zur Zeit der Auferstehung erfolgen sollte, vorgebildet. Dies wollen die Worte andeuten: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn geheiligt sein. Mit diesen Worten des Gesetzes wurde der aus der Jungfrau Geborene verheißen. Dieser war gewiss heilig, denn er war ohne Makel. Daß er es wirklich war, der durch das Gesetz bezeichnet wurde, das deuten auch die vom Engel wiederholten Worte an: Das Heilige, das geboren werden soll, wird Sohn Gottes genannt werden. Jesus, unser Herr, ist allein unter allen vom Weibe Geborenen ganz heilig, weil er in Folge seiner wunderbaren, makellosen Geburt die Einwirkung der auf der ganzen Erde herrschenden Verderbnis nicht gespürt und durch seine himmlische Majestät von sich ferngehalten hat. Denn, wenn wir uns an den Buchstaben halten, wie kann jede männliche Erstgeburt heilig genannt werden, da es doch sicher auch viele ruchlose Verbrecher gegeben hat? War Achab etwa ein Heiliger? Waren jene falsche Propheten heilig, welche auf bitten des Elias durch das Feuer vom Himmel zur Strafe für ihr Unrecht verzehrt wurden? Aber der war heilig, den schon die heilsamen Vorschriften des Gesetzes unter Hinweis auf die kommenden Geheimnisse andeuteten. Er allein sollte ja den jungfräulichen Schoß der unbefleckten und jungfräulichen Kirche öffnen, damit sie unzähligen Gotteskindern das Leben schenken könne.

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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