Freitag, 17. Januar 2014

Erster Fastensonntag - Predigt vom Hl. Thomas von Aquin

Zweite Rede 
Als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, so hungerte es ihn hernach Matth. 4, 2.

 Der heilige Augustin sagt: "Es ist der höchste Gottesdienst, das nachzuahmen, was wir verehren;" weil darum unser Herr fastete, so müssen wir ihm im Fasten nachahmen. Es sind aber vier Gründe, die uns zum Fasten bewegen müssen. Der erste ist Gottes Gebot; der zweite Christi Beispiel; der dritte der vielfache Schaden, wenn man nicht fastet; der vierte der vielfache Vortheil wenn man fastet.

 In Bezug auf den ersten Grund ist zu bemerken, daß der Herr auf vierfache Weise das Fasten befahl. Zuerst unmittelbar Adam und Eva im Paradiese, indem er sagte sie sollten fasten, d.h. sich von dem Baume der Erkenntniß des Guten und des Bösen enthalten und nicht davon essen. Zweitens befahl er das Fasten durch das mosaische Gesetz (Lev. 16.): "Der siebente Tag sei der Ruhe gewidmet, an dem ihr euch beständig dem Gottesdienste weihen sollt." Drittens durch die Propheten. Joel (2.) sagt: "Haltet die Faste heilig." Viertens durch die Apostel. Der Apostel sagt (2. Cor. 11. 27.): "Ich hatte oft Nachtwache, Hunger, Durst und vielfache Fasten." Daraus erhellt, daß der die Gebote der Gnade überschreitet, welcher nicht fasten will.
In Bezug auf den zweiten Grund ist zu bemerken, daß der Herr uns vier nothwendige Stücke bei dem Fasten lehrte. Zuerst, daß wir uns von allen Sünden reinigen sollen; zweitens, daß wir nicht auf die Gunst und das Lob der Menschen sehen; drittens, daß wir langmüthig und ausdauernd fasten; viertens daß wir die Versuchungen der Teufel überwinden. Das erste lehrte er, als er nach der Taufe fastete; so muß sich auch der welcher heilsam fasten will, zuerst durch Buße und Bekenntniß reinigen. Denn Christus sagt (Matth. 6.): "Du aber, wenn du fastest, salbe dein Haupt und wasche dein Angesicht, damit es nicht scheine, als würdest du fasten." Das zweite lehrte er, indem er in die Wüste ging, um zu fasten, dadurch zeigte er, daß wir wenn wir fasten oder Gutes thun, das Lob der Menschen nicht suchen sollen. Denn Christus sagt (Matth. 6.): "Wenn ihr fastet, seid nicht, wie die Heuchler, traurig - um von den Menschen gesehen zu werden." Das dritte lehrte er dadurch, daß er vierzig Tage und vierzig Nächte fastete. Darum sagt der heilige Augustin: "Bezähmet euer Fleisch im Essen und Trinken, so viel es euere Gesundheit gestattet." Das vierte lehrte er dadurch, daß er der Versuchung des Teufels nicht glaubte; denn er sagte: "Nicht vom Brode allein lebt der Mensch," und wiederum: "Weiche zurück Satan." Darum spricht ferner das alte Testament (Sirach. 2.): "Sohn wenn du zum Dienste Gottes gehst thue es in Furcht und Gerechtigkeit, und bereite deine Seele zur Versuchung."
In Bezug auf den dritten Punkt ist zu bemerken, daß Jene, welche nicht fasten, wenn sie sollen, sich vier Uebel zuziehen. Das erste ist das Uebel der Schuld. Die Schrift sagt (Ezech. 16.): "Dieß war die Ungerechtigkeit deiner Schwester Sodoma, die Uebersättigung mit Brod und der Ueberfluß." Das zweite Uebel ist das des Schadens; wer nicht fastien will, wird sich von der Frucht des ewigen Lebens beständig enthalten müssen. Dieß ist in der Schrift angedeutet (Gen. 3), indem es von Adam heißt, daß er sich von der verbotenen Frucht nicht enthalten wollte, daher sagte der Herr: "Sehet, daß er nicht etwa esse und in Ewigkeit lebe; und es vertrieb ihn der Herr aus dem Garten des Vergnügens." Das dritte ist das Uebel der gegenwärtigen Strafe. Die Schrift (Eccli. 37.) sagt: "Wegen der Trunkenheit gingen Viele zu Grunde." Das vierte ist die Strafe des Hungers und des Dienstes in der Hölle; denn wer jetzt nicht fasten will wird beständig Hunger und Durft ertragen. Daher sagt die Schrift (Isai. 65.): "Sieh, meine Diener werden essen, und ihr werdet Durst leiden." Dasselbe ersieht man an dem reichen Prasser, der nicht fasten wollte, sondern täglich prächtig aß; darum konnte er selbst nicht einen Tropfen Wassers erlangen (Luc. 16.).
In Bezug auf den vierten Punkt ist zu bemerken, daß ein vierfaches Gut aus dem Fasten hervorgeht. Das erste ist die Abtödtung der Laster, das zweite die Erhebung des Geistes zu Gott, das dritte der Gewinn der Tugenden, und das vierte der Lohn der ewigen Glückseligkeit. Davon sagt die Kirche in der Präfation der Messe in der Fastenzeit: "Der du durch das leibliche Almosen die Laster unterdrückest (erster Punkt), den Geist erhebest (zweiter Punkt), Tugend verleihest (dritter Punkt), und Belohnungen (vierter Punkt)."

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen