Freitag, 31. Januar 2014

4. Sonntag nach Erscheinung - Hl. Papst Gregor (Brevier)

Aus der Buch des hl. Papstes Gregor über Sittenfrage

Wir sättigen unseren Leib mit Nahrung, damit er nicht kraftlos und schwach werde, wir entziehen ihm aber auch die Kraft durch fasten, damit er nicht übersättigt und uns lästig werde. Wir suchen ihn durch stete Bewegung ihn kräftig zu erhalten, damit er nicht durch allzuviel Ruhe und Mangel an Bewegung zugrunde gehe; wir lassen ihn aber auch wieder Ruhe geniessen, aufdaß er nicht in Folge auf allzuviel Bewegung erliege. Wir bedecken ihn mit Kleidern, damit ihm die Kälte nicht schade, wir werfen diese Gewänder aber wieder weg, damit uns die Hitze nicht ganz ersticke. Wenn wir nun so vielen Bedürfnissen entgegenkommen, was tun wir da anders, als daß wir der Vergänglichkeit dienen? wir suchen wenigstens durch solche mannigfaltige Pflege den Körper zu erhalten, nachdem ihn ohnedies schopn in folge seiner Schwäche und Veränderlichkeit schwere Angst drückt. Daher heißt es ganz richtig beim apostel Paulus: Ver Vergänglichkeit ist die Schöpfung unterworfen, nicht freiwillig, sondern um dessentwillen, der sie unterworfen hat in der Hoffnung, daß auch die Schöpfung selbst befreit wird von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zur herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Der Vergänglichkeit ist das Geschöpf nicht freiwillig unterworfen; denn der Mensch, der wohl freiwillig den ursprünglichen Zustand der Unsterblichkeit preisgegeben hat und nun von der Last der verdienten Sterblichkeit  bedrückt wird, unterwirft sich wider Willen der Verderbtheit und Veränderlichkeit seiner Natur. Von diesem sklavendienste wird das Geschöpf einmal erlöst, wenn es bei der Auferstehung in Unverweslichkeit zur Herrlichkeit der Kinder Gottes erhoben wird.. Hienieden sind also die auserwählten dieser Dienstbarkeit unterworfen, weil sie noch unter der Strafe der Verweslichkeit leiden. Aber wenn wir die Hülle des vergänglichen Fleisches ablegen, dann werden wir auch von diesen lästigen Banden, die uns jetzt noch fesseln, befreit. Wir sehnen uns nach der Anschauung gottes; aber die bande des sterblichen Leibes hindert uns noch daran. Mit Recht heißen wir also Gefesselte, weil wir noch keinen freien Zugang zu Gott haben, wie es unsere Sehnsucht ist. Daher ruft Paulus, voll Begierde nach der Ewigkeit, aber noch beladen mit der Bürde, seines verweslichen Leibes, wie ein Gefangener aus: Ich sehne mich danach, aufgeläst zu werden und bei Christus zu sein. Aufgelöst könnte er ja nicht wünschen, wenn er sich nicht zweifellos für gefesselt halten würde.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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