Dienstag, 21. Januar 2014

3. Sonntag nach Erscheinung - Hl. Augustinus (Brevier)

Der Grund, weshalb der Apostel an die Galater schrieb, ist dieser: Sie sollten erkennen, daß es das Werk der Gnade sei, daß sie nicht mehr unter dem Gesetze stünden. Denn nachdem ihnen die Gnade des Evangeliums verkündet worden war, da fehlte es bei ihnen nicht an solchen aus dem Judentum, welche zwar den Namen Christi trugen, aber die Wohltat dieser Gnade nicht zu würdigen wussten und noch unter der Bürde des Gesetzes leben wollten, das Gott der Herr nicht denen auferlegt hatte, die der Gerechtigkleit, sondern denen, die der Sünde dienen; denn er gab ein gerechtes Gesetz ungerechten Menschen, um ihre Sünden zu offenbaren, nicht um sie hinwegzunehmen. Die Sünde kann ja nur durch die Gnade des Glaubens, der in der Liebe tätig ist, hinweggenommen werden. Jene nun wollten also die Galater, die schon unter dieser Gnade standen, auch dem Joche des Gesetzes unterwerfen und stellten die Behauptung auf, das Evangelium nütze ihnen nichts ohne die Beschneidung und die Beobachtung aller Vorschriften des jüdischen Gesetzes. Und sie hatten schon angefangen, den Apostel Paulus, von dem ihnen das Evangelium verkündet worden war, zu verdächtigen, als befolge er nicht den gleichen Grundsatz wie die übrigen Apostel, welche die Heiden zum jüdischen Gesetz verpflichteten. Dieselbe Frage wird auch im Briefe an die Römer berührt. Doch scheint ein Unterschied zu bestehen, insofern als er dort den Streit selbst schlichtet und beilegt, der zwischen den Juden- und Heidenchristen entstanden war, die erstern meinten nämlich, die Gnade des Evangeliums sei ihnen auf Grund der Verdienste ihrer bundesgesetzlichen Werke zuteil geworden, und sie wollten nicht, daß diese Gnade auch den Unbeschnittenen gegeben werde, weil sie ihrer unwürdig wären; die andern aber wollten sich gegenüber den Juden, den Mördern des Herrn, den Vorzug geben. In diesem Briefe dagegen schreibt er an die, welche schon verwirrt waren durch das Auftreten der Judenchristen, die sie zur Beobachtung des Gestzes zwingen wollten.

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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