Freitag, 13. Dezember 2013

Katechismus vom Hl. Thomas von Aquin - Auferstehung des Fleisches

XI. Artikel

Auferstehung des Fleisches

Der göttliche Geist heiliget die Kirche nicht allein in Rücksicht auf die Seelen, sondern auch unsere Leiber werden durch seine Kraft wieder auferstehen. Er hat Jesum Christum unser Herrn von den Todten erwecket (Röm. 4,24), und so wie durch einen Menschen der Tod kam, kömmt durch einen andern die Auferstehung der Todten (1. Kor. 15,21). Daher hatten wir nach unserm Glauben, daß die Todten auferstehen werden. Hiebei lassen sich vier Dinge betrachten: Erstlich der Nutzen, den der Glaube an die Auferstehung verschaffet; zweytens die Beschaffenheit der Wiederauferstehenden insgemein genommen; drittens der Zustand der Guten; und viertens der Zustand der Bösen insbesondere.

Im Bezug auf das Erste bringet uns der Glaube, und die Hoffnung einen vierfachen Nutzen: erstens benehmen sie uns bey Sterbfällen die Traurigkeit; denn es ist unmöglich, daß sich der Mensch bey dem Hintritte einer geliebten Person nicht kränken sollte; allein dadurch, daß er ihre Wiedererstehung hoffet wird die Kränkung sehr gemildert. Lasset euchs gesagt seyn, meine Brüder, von den Entschlaffenen, daß ihr sie nicht so beklaget, wie jene thun, die keine Hoffnung haben (1. Thessal. 4,12). Zweytens benehmen sie die Furcht des Todes; denn wenn der Mensch nach dem Tode kein besseres Leben hoffte, wäre der Tod ungezweifelt sehr schreckbar, und man müßte sich eher jedes Uebel erlauben, als sich dem Tod ergeben; allein weil uns der Glaube auf ein anderes glücklicheres Leben zeiget, zu welchem wir nachdem Tode gelangen werden, ist ja ausgemacht, daß Niemand den Tod fürchten, oder ihn zu vermeiden ein Uebel begehen muß. Christus ward uns gleich, sagt der Apostel, damit er durch den Tod jenen, der durch den Tod herrschte, das ist den Teufel vernichtete, und die befreyte, welche aus Furcht des Todes durch das ganze Leben in Knecktschaft lagen (Hebr. 2, 14.15). Drittens machen sie uns aufmerksam und geflissen, gut zu handeln; denn wenn das gegenwärtige das einzige menschliche Leben wäre, fühlten die Menschen keinen starken Antrieb, gut zu handeln, weil das was sie auch wirkten, unzureichend seyn würde, da ihr Verlangen nicht nach einer, auf einen
gewissen Zeitraum bestimmten, sondern nach einer immer währenden Glückseligkeit geht. Weil wir also glauben, daß wir für unsere gegenwärtigen Handlungen in der Wiedererstehung ewige Güter erlangen werden, bestreben wir uns diese Handlungen gut einzurichten, wenn wir nur für dieses Leben auf Christum hofften, wären wir übler daran, als alle Menschen (1. Kor. 15,19). Viertens ziehen sie uns von dem Bösen zurück; denn so, wie die Hoffnung des Lohnes zu guten Thaten reitzet; schrecket die Furcht der Strafe, die nach unserm Glauben den Bösen vorbehalten ist, vom Uebel ab. Die Gutes gewirket haben, werden zum Leben, die aber Böses gewirket haden zum Gerichte auferstehn (Joh. 5,29). Was das zweyte oben betrifft, ist zu wissen, daß die Beschaffenheit der Wiederauferstehenden, insgemein genommen, in vierfache Betrachtung kömmt. Erstlich, daß ihre Leiber eben die selben seyn werden in der Auferstehung, die sie nach Fleisch und Gebeinen nun sind, obschon einige vorgaben, daß nicht dieser Leib, der jetzt zerstöret wird auferstehen werde. Dieß widerspricht nicht nur dem Apostel, der sagt: Dieses Verwesliche muß Unverweslichkeit anziehen (1. Kor. 15,53), sondern auch anderen göttlichen Aussprüchen, daß aus Gottes Kraft eben derselbe Leib zum Leben erstehen werde. Ich werde mit meiner Haut wieder umgeben werden, und in meinem Fleische Gott sehen (Joh. 19,26). Zweytens, daß der Zustand der auferstehenden Leiber von dem gegenwärtigen verschieden seyn wird; denn sowohl die Leiber der Seligen, als jene der Verdammten werden unzerstörbar seyn, weil jene ewig in Herrlichkeit, diese in Pein fortdauern werden. Dieses Verwesliche muß Unverweslichkeit, und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen (1. Kor. 15,53). Da nun der Leib unverweslich und unsterblich ist, fällt auch der Gebrauch seiner Nahrung und Gelüste weg. In der Auferstehung ist keine Verbindung Mannes und Weibes, sondern sie werden seyn wie die Engel Gottes (Matth. 22,30). Und dieses streitet wider die Juden und Saracenen. Der Erstandene wird nicht wieder in sein Haus zurückkehren (Joh. 7, 10). Drittens, daß alle die Guten und Bösen mit allen den Leibestheilen, die einen vollkommenen Menschen bilden, auferstehen werden, so, daß sich da kein Blinder, Lahmer, oder sonst krüpeligter Mensch finden wird. Die Todten werden unversehrt auferstehn (2. Kor. 15,52), das ist, frey aller ihrer ehemaligen Gebrechen. Viertens, daß alle in einem reifen Alter von zwey bis drey und dreyßig Jahren auferstehen werden; denn jene, die dieses Alter nicht erreichet haben, sind noch nicht reif, und die älter geworden sind, sind über die Reife. Es wird also den Knaben und Jünglingen das abgängige zugesetzet und den Greisen das Verlebte zurückgestellt werden. Bis wir uns alle in männlicher Vollkommenheit nach dem Maaße der vollen Reife des Alters Christi zusammenfinden (Ephes. 4,14). Was das dritte oben berührte Ding belanget, merke man, daß der Zustand der Guten besonders herrlich seyn wird; denn ihre Leiber werden folgende vier Verklärungseigenschaften haben: erstens den Glanz. Die Gerechten werden im Reiche ihres Vaters leuchten, wie die Sonne (Matth. 13,43). Zweytens die Unverletzbarkeit. Der Leib wird gesäet in Niedrigkeit und erhebet sich in Verherrlichung, gesäet in Schwäche, und erhebet sich in Kraft (1. Kor. 15,43). Gott wird jede Thräne von ihren Angen trocknen. Da wird kein Tod, keine Klage, kein Jammer, kein Schmerz mehr seyn. Denn das Erste ist vorbey (Apok. 21,4) Drittens die Behendigkeit. Die Gerechten werden schimmern, und sich so schnell, wie Funken im Schilfgeröhre bewegen (Weish. 3,7).  Viertens. Die Feinheit. Ein thierischer Leib wird gesäet, und ein geistiger erhebet sich (1. Kor. 15,44), nicht daß er zu einem Geiste wird, sondern daß er dem Geiste gänzlich unterworfen ist. Was endlich das vierte der oben angezeigten Dinge betrifft, wisse man, daß der Zustand der Verdammten dem Zustande der Seligen entgegengesetzet seyn wird. Ewige Strafe erwartet sie, die vier böse Eigenschaften einschließt. Ihre Leiber werden verdunkelt welden. Ihr Anlitz wird wie verbrannt aussehen (Esai. 13,8). Sie werden allem Leiden unterworfen seyn, ohne zerstöret zu werden, denn sie werden immer im Feuer brennen, aber nie verbrennen. Ihr Wurm wird nie absterben und ihr Feuer nie verlöschen (Esai. 66,24). Sie werden unbeweglich und ihre Seelen gleichsam angeschmiedet werden. Man wird ihre Könige in Fußeisen werfen (Psalm 149,8). Sie werden der Seele und dem Leibe nach gleichsam thiersch werden. Das Lastvieh ist in seinem Unfalle verfaulet (Joel. 1,17)

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