Mittwoch, 11. Dezember 2013

Katechismus vom Hl. Thomas von Aquin - Ist aufgefahren zu dem Himmel, sitzet zu der rechten Gottes, des allmächtigen Vaters


VI. Artikel  

Ist aufgefahren zu dem Himmel, sitzet zu der rechten Gottes des allmächtigen Vaters.

Nach der Auferstehung Christi muß man seine Auffahrt glauben, mittels welcher er am vierzigsten Tage zum Himmel gestiegen ist. Dieß sagen die angeführten Worte. Nun bemerke man, daß diese Auffahrt erhaben, billig und nützlich war. Sie war erhaben; denn sie war zum Himmel, und zwar in dreyfacher Betrachtung. Erstlich schwang sich Christus über alle körperlichen Himmel. Er stieg über alle Himmel (Ephes. 4,10). Und hierinn war er der erste; denn vorher war irdischen Körpern nur die Erd angewiesen, so daß auch Adam nur im irdischen Paradiese war. Zweytens schwang er sich über alle unkörperlichen Himmel, das ist, über alle geistigen Naturen. Gott hat Jesum zu seiner Rechten im Himmel über alle Fürstenthümer, Mächte, Kräfte und Herrschaften, und über alle Benennung, die in dieser oder jener Welt gegeben werden mag, gesetzet, und alles seinen Füssen unterworfen (Ebend. 1,20-22). Drittens schwang er sich bis zum Sitze des Vaters. Er kam wie der Sohn eines Menschen, in den Wolken der Himmel, und gelangte bis zu dem, der vor der Zeit war (Dan. 7,13). Nachdem der Herr Jesus zu ihnen gesprochen hatte, ward er zum Himmel aufgenommen, und sitzet zur Rechten Gottes (Mark. 16,19). Und hier wird die Rechte Gottes nicht in körperlichem Verstande genommen, sondern in feyerlicher Bedeutung; er sitzet nämlich als Gott, weil er dem Vater gleich ist, als Mensch weil er die größten Vorzüge genießet. Dahin strebte auch Satan. Ich werde den Himmel besteigen, meinen Sitz über Gottes Gestirne erhöhen. Ich werde gegen Mitternacht auf dem Berge des Bundes sitzen, über die Wolken fahren, und dem Höchsten gleich seyn (Esai. 14,13.14). Aber nur Christus kam dahin. Darum heißt es: Ist aufgefahren zu dem Himmel, sitzet zu der Rechten Gottes. Der Herr sprach so zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten (Psalm 109,1).

Zweytens war die Auffahrt Christi billig; denn sie war zum Himmel, und dieses wieder in dreyfacher Betrachtung. Erstlich hatte er das Recht dazu aus seiner Natur, weil in der Natur gegründet ist, daß jedes Ding dorthin kehre, woher es entsprungen ist. Der Ursprung Christi aber ist von Gott, der über Alles ist. Ich bin vom Vater ausgegangen, und auf die Welt gekommen, und nun verlasse ich sie wieder, und gehe zum Vater (Joh. 16,28). Niemand steigt auf zum Himmel, als der herabstieg, der Sohn des Menschen nämlich, der im Himmel ist (Joh. 3,13.). Und obschon auch die Heiligen zum Himmel aufsteigen, ist doch die Weise verschieden, dennn er thats aus eigener Kraft, die Heiligen hingegen werden von ihm angezogen. Zieh mich nach dir (Hohel. 1,3)! Oder man sage: Niemand steigt auf zum Himmel, als Christus, weil die Heiligen nur dahin kommen als Glieder Christi, der das Haupt der Kirche ist. Wo ein Leib seyn wird, dahin werden sich auch die Adler sammeln (Matth. 24,28). Zweytens hatte Christus das Recht durch seinen Sieg. Denn er ward in die Welt gesandt, wider den Teufel zu streiten. Er überwand ihn, und verdiente dadurch, über Alles erhöhet zu werden. Ich habe gesieget, und mich zu meinem Vater auf seinen Thron gesetzet (Apok. 3,21). Drittens gab ihm seine Demuth das Recht. Denn mit seiner Demuth ist keine zu vergleichen. Da er Gott war, wollte er Mensch werden; da er Herr war, wollte er die Gestalt eines Knechtes annehmen, ward gehorsam, wie geschrieben steht, bis zum Tode (Philipp. 2,8), und stieg hinunter bis zur Hölle. Daher verdiente er wohl bis zum Himmel, bis zum Sitze Gottes erhoben zu werden; denn die Erniedrigung ist der Weg zur Erhöhung. Wer sich erniedriget, wird erhöhet werden (Luk. 14,11). Wer hinabsteigt der ists, der auch über alle Himmel hinaufsteigt. (Luk. 4,10)
Drittens war die Auffahrt Christi fruchtbar, und dieses gleichfalls in dreyfacher Beziehung. Erstlich zwar auf unsere Leitung. Wie er auferstand, uin uns zu erwecken: so fuhr er auf, um uns zü führen; denn wir wüßten den Weg nicht. Er wies uns darauf. Er stieg auf und bahnte den Weg vor ihnen (Mich 2,13). Er verständigte uns von der Nachkunft. Ich gehe euch eine Stelie zu bereiten (Joh. 14,2). Zweytens auf unsere Sicherheit. Er stieg auf, um für uns zu bittend. Er tritt durch sich selbst vor Gott und, lebet, immer für uns anzulangen (Hebr. 7, 25). Wir haben Jesum Christum zu unserm Vertreter bey dem Vater (1. Joh. 2,1) Drittens in Beziehung auf unsere Herzerhebung, und Verachtung des Zeitlichen. wo dein Schatz ist, dort ist auch dein Herz (Matth. 6,21). Seyd ihr mit Christo auf erstanden: so suchet, was oben ist, wo Christum zur Rechten Gottes sitzet; findet Geschmack an dem, was oben, nicht an dem, was auf Erde ist (Koloss. 3,1.2).

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