Donnerstag, 12. Dezember 2013

Katechismus vom Hl. Thomas von Aquin - Ich glaube an den heiligen Geist


VIII. Artikel 

Ich glaube an den heiligen Geist 

Wir haben gesagt, daß das Wort Gottes, so der Sohn ist, wie das Wort des Menschen ein Begriff seines Verstandes ist. Zuweilen ist aber das Wort des Menschen todt, wann er nämlich denket, was er thun sollte, und doch den Willen nicht hat, es zu thun; so wie sein Glaube todt genannt wird, wann er nur glaubt, und nicht wirket (Jak. 2,17) Allein Gottes Wort ist lebendig (Hebr. 4,12). Daher muß es in Gott mit Willen und Liebe vergesellschaftet seyn, und Augustinus saget recht: Ein mit Liebe beygebrachtes Wort unterrichtet. Wie nun das Wort Gottes der Sohn Gottes ist: so ist die Liebe Gottes der heilige Geist, und daher rührt es, daß der Mensch dann den heiligen Geist hat, wann er Gott liebet. Die Liebe Gottes ist in unseren Herzen durch den heiligen Geist ausgegossen, der uns gegeben ward (Röm. 5,5).Es waren aber Einige die vom heiligen Geiste falsche Begriffe hatten, und ihn für einen Diener und Befehlträger Gottes angaben. Um diesen Irrthum zu entfernen haben die Vater in dem zweyten Bekenntnisse (Welches die Priesterin der Messe ablegen) folgende fünf Zusätze von dem heiligen Geiste gemacht. Erstens: Den Herrn. Denn obgleich mehrere Geister sind, nämlich die Engel: so sind diese dennoch nur Diener Gottes, und alle, wie der Apostel sagt, dienstbare Geister (Hebr. 1,11); aber der heilige Geist ist der Herr. Ein Geist ist Gott (Joh. 4,24), und der Herr ist ein Geist, und daher kömmt, was folget: Und wo der Geist des Herrn ist da ist Freiheit (2. Kor. 3,17), weil er namlich Gott lieben macht, und die Liebe zur Welt hinnimmt: und Lebendigmacher. Denn das Leben der Seele besteht in der Vereinigung mit Gott, weil Gott das Leben der Seele ist, wie die Seele das Leben des Leibes. Nun aber vereiniget der heilige Geist die Seele mit Gott durch die Liebe, weil er selbst die Liebe Gottes ist. Dar um belebet er. Der Geist ists, der lebendig macht (Joh. 6,64). Drittens: Der vom Vater und Sohn ausgeht. Der heilige Geist ist mit Vater und Sohn eines Wesens; denn wie der Sohn das Wort des Vaters ist, so ist er die Liebe des Vaters und Sohnes; und deßwegen geht er von beyden aus, und ist als Liebe mit dem Vater und Sohn so einwesentlich, wie es der Sohn als Wort mit dem Vater ist. Daraus denn auch erhellet, daß er kein Geschöpf ist. Viertens: Der mit dem Vater und Dohn gleich angebethet wird. Die Verehrung aller dreyen ist eben dieselbe. Die wahren Anbether werdenden Vater im Geiste und in der Wahrheit anbethen (Joh. 4,23). Lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und de Sohnes und des heiligen Geistes (Matth. 28,19). Fünftens Der durch die Propheten geredet hat. Ein Beweis seiner Gottheit ist, daß die heiligen Propheten aus Gott geredet haben. Wäre nun aber der heilige Geist nicht Gott, so stünde nicht geschrieben, daß die Propheten durch ihn geredet haben. Allein es heißt: Die heiligen Gottesmenschen haben aus Einspruch des heiligen Geistes geredet (2. Pet. 1,21). Und: Gott der Herr und sein Geist haben mich gesandt (Esa. 48,16). Und dadurch wird ein zweyfacher Irrthum widerleget: jener der Manichaer, welche, da der heilige Geist durch die Propheten geredet hat, fälschlich das alte Testament verwarfen, als wenn es nicht von Gott wäre, und jener der Priscilla und des Montanus (Montanus gab sich im zweyten Jahrhunderte nebst vielen anderen Irrthümern selbst für den heiligen Geist aus. Priscilla zog mit ihm herum und machte eine Prophetin), welche vorgaben, die Propheten hatten nicht von dem heiligen Geiste, sondern in einer Art von Tollsinn geredet. Vielfach sind nun die Früchte, die der heilige Geist in uns schaffet. Erstens reiniget er von Sünden. Denn jenem, der das Daseyn giebt, kömmt auch die Wiederherstellung zu. Nun aber erhält die Seele ihr Daseyn durch den heiligen Geist, weil Gott durch ihn, das ist, durch die Liebe zu seiner Güte Alles macht, wie geschrieben steht: Du liebest Alles, was da ist, und hassest Nichts von dem, was du gemacht hast (Weish. 11,25).  Und Dionysius sagt: Die Liebe ließ Gott nicht ohne Hervorbringung (Erst nach den Zeiten des heiligen Thomas hat man entdecket, daß das angeführte Werk einem späteren gottseligen Verfasser zugehöre). Es müssen also die durch die Sünde verderbten Menschenherzen von dem heiligen Geiste wieder hergestellt werden. Du wirst deinen Geist senden, und alles wird geschaffen und das Antlitzy der Eirde erneuert werden (Psalm 103,30). Es ist auch kein Wunder, daß der Geist reiniget, da alle Sünden durch die Liebe nachgelassen werden. Viele Sünden sind ihr vergeben worden, weil sie viel yeliebet hat (Luk. 7,47). Alle Sünden bedecket die Liebe (Sprüchw. 10,12; 1. Pet. 4,8). Zweytens erleuchtet der heilige Geist den Verstand, weil unser Wissen von ihm ist. Der heilige Geist der Tröster, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch Alles lehren, und an Alle erinnern, was ich euch immer werde gesaget haben (Joh. 14,26) Die Salbung des Herrn wird wird euch ysn Allem unterrichten (1. Joh. 2,27). Drittens hilft er und hält gleichsam an zur Befolgung der Gebothe. Denn Niemand könnte Gottes Gebothe beobachten, wenn er Gott nicht liebte. Wer mich liebet wird meinem Worte nachkommen (Joh. 14,23). Also hilft der heilige Geist, weil er die Liebe Gottes einflößt. Ein neues Herz werde ich euch geben, und euch erfüllen mit einem neuen Geiste. Das steinerne Herz werde ich aus eurem Leibe nehmen, euch ein fleischernes geben, und meinen Geist einpflanzen. Ich werde fügen, daß ihr nach meinen Grbothen wandelt, und meine Ausprüche bewahret, und bewirket (Ezech. 36,26.27). Viertens bestärket er die Hoffnung des ewigen Lebens, da er gleichsam ein Unterpfand jenes Erbtheiles ist. So steht geschrieben: Ihr seyd gezeichnet mit dem heiligen Geiste der Verheißung, der das Pfand unserer Erbschaft ist (Ephes. 1, 13.14). Er ist nämlich ein Pfand des ewigen Lebens, weil der Mensch auf das ewige Leben in so weit Anspruch hat, in wie weit et ein Kind Gottes wird, und dieses wird er dadurch, daß er Christo ähnlich wird. Nun gelanget er zu dieser Aehnlichkeit dadurch, daß er den Geist Christi hat, und dieser ist der heilige Geist: Ihr habt nicht wieder den Geist der Knechtschaft in Furcht, sondern ihr habt den Geist angenommener Södne erhalten, in welchem wir rufen: Vater, Vater! Denn dieser Geist selbst giebt unserm Geiste Zeugniß, daß wir Kinder Gottes sind (Röm. 8,15). Und: weil ihr Kinder Gottes seyd, hat Gott den Geist seines Sohnes in eure Herzen gesandt, welcher rufet: Vater, Vater! (Gal. 4,6) Fünftens leitet er uns in Zweifeln, und lehret uns, was der Willen Gottes sey. Wer Ohren hat zu hören, der höre, was der Geist den Kirchengemeinden sagt (Apok. 2,7). Ich werde ihm horchen, wie einem Lehrmeister (Esai.50,4).

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