Dienstag, 10. Dezember 2013

Katechismus vom Hl. Thomas von Aquin - Am dritten Tage von den Todten auferstanden

2. Am dritten Tage von den Todten auferstanden.

Von zwey Dingen muß der Mensch Kenntniß haben: von der Herrlichkeit Gottes, und der Höllenpein. Von der Herrlichkeit angezogen, und von der Pein abgeschrecket hütet er sich, und meidet die Sünden. Allein zu diesem zweyfachen Kenntnisse zu gelangen ist für ihn sehr schwer. Von der Herrlichkeit heißt es: wer hat ergründet was im Himmel ist (Weish. 9,16)? Dieß ist nun für den irdischen Menschen besonders schwer, wie geschrieben ist: Wer von der Erde ist redet irdisch (Joh. 3,31); aber nicht so schwer für den Geistesmenschen, denn wie dort weiter folget: Der vom Himmel, kam ist über alle. Deßwegen kam nämlich Gott vom Himmel, und nahm Fleisch an, damit er uns von den himmlischen Dingen unierrichtete. Es war aber auch schwer die Höllenpein zu erkennen, weil, wie die Gottlosen sagten, man niemanden kennet der von der Hölle zurück gekommen wäre (Weish. 2,1).  Aber auch dieses kann nun nicht mehr vorgegeben werden; denn eben der, welcher vom Himmel kam, uns vom Himmel zu unterrichten, stand auch von der Hölle wieder auf, um uns über die Hölle zu belehren. Wir müssen demnach nicht nur glauben, daß Mensch geworden und gestorben, sondern auch, daß er von den Tobten wieder erstanden ist. Darum heißt es: Am dritten Tage von den Todten auferstanden. Nun finden wir zwar viele Auferstandenen, wie Lazarus, den Sohn der Wittwe, die Tochter des Schulvorstehers (Joh. 11. Luk. 7. Mark. 5.); allein die Auferstehung Christi unterscheidet sich von ihrer und anderer Auferstehung in vierfacher Rücksicht.

Erstlich in Rücksicht auf die wirkende Ursache; denn andere, die auferstanden sind, sind es nicht aus eigener Kraft, sondern aus Kraft Christi, oder auf Fürbitte irgend eines Heiligen; Christus aber ist aus eigenem Vermögen erstanden, weil er nicht allein Mensch, sondern auch Gott war, und die Gottheit des Wortes sich niemal weder von der Seele, noch von dem Leib getrennet hatte, daher auch die Seele den Leib, und der Leib die Seele wieder annahm, sobald sie wollten. Ich habe die Macht, meine Seele aufzugeben, und hHabe die Macht, sie wieder anzunehmen (Joh. 10,18). Und obschon Christus starb, starb er doch nicht an Entkräftung, nicht aus Noth, sondern aus Tugend und freyem Entschlüsse, welches auch aus dem erhellet, daß er im Geistaufgeben mit starker Stimme rief (Matth. 27,50): welches andere Hinscheidenden nicht im Stande sind, weil sie aus Entkräftung sterben. Daher sagte der Hauptmann: Wahrhaftig war diese Gottes Sohn (Matth. 27,54)! und daher nahm er aus Eigenmacht seine Seele wieder an, wie er sie aus Eigenmacht aufgegeben hatte. Daher heißt es auch, er sey erstanden, und nicht er sey gleichsam von Jemand anderen wieder erwecket worden. Ich entscklief und stand auf (Psalm 3,6). Es ist auch kein Widerspruch, wenn es anderswo heißt: Diesen Jesum hat Gott wieder erwecket (Apostelg. 2,32); denn es hat ihn der Vater erwecket, und der Sohn, weil Vater und Sohn nur eine Macht haben.
Der zweyte Unterschied ist in Rücksicht auf das Leben, zu welchem Christus wieder auferstand, denn das
war auferstand war ein herrliches und unzerstörliches Leben. Christus ist wiedererstanden von den Todten durch die Herrlichkeit des Vaters. (Röm. 6,4) Andere kehrten zu dem Leben, das sie vorher hatten, wie Lazarus und ähnliche. Der dritte Unterschied ist in Rücksicht auf Nutzen und Wirksamkeit; denn in Kraft der Auferstehung Christi stehen alle auf. Viele Leichname der Heiligen die entschlafen waren, standen auf. (Matth. 27,52) Christus der Erstling der Schlafenden erstand von den Todten. (1. Kor. 15.20) Aber man bemerke, daß er durch Leiden zur Herrlichkeit kam. Mußte Christus nicht so leiden, und so in seine Herrlichkeit eingehn, (Luc. 24,26) damit er uns zu derselben den Weg vorzeichnete, weil auch wir durch viele Drangsalen in das Reich Gottes eingehen müssen?(Apostelg. 14,21)  Der vierte Unterschied endlich ist in Rücksicht auf die Zeit; denn der anderen Auferstehung bleibet bis zum Ende Welt verschoben, wenn nicht jemanden Ausnahme gegönnet wird, wie der seligen Jungfrau, und, nach einer frommen Meynung, dem seligen Evangelisten Johannes. Aber Christus erstand am dritten Tage, weil seine Auferstehung, wie sei Tod und seine Geburt, unser Heil zum Zwecke hatte, und er sie also halten wollte, wenn dieses Heil vollbracht seyn würde. Wäre er nun gleich erstanden, hätte man nicht geglaubet, daß er wirklich  gestorben war, und hatte er lange gezögert, dann hätten seine Jünger den Glauben verlohren, und sein Leiden würde unfruchtbar geblieben seyn: was nützet mein Blut wenn ich zur Verwesung hinuntersteige (Psalm 29,10). Um also von seinem Tode zu überzeuge, und die Jünger im Glauben zu erhalten, ist er am dritten Tage wieder auferstanden.
Aus diesem können wir nun vier Lehrstücke ziehen. Erstlich, daß wir uns bemühen, vom Tode der Seele, den wir uns durch die Sünde verursachet haben, zum Leben der Gerechtigkeit, welche durch Buß erlanget wird, geistlicher Weise wieder aufzustehen. Steh auf der du schläfst, erhebe dich von den Todten, und Christus wird dich erleuchten (Ephes. 5,14). Dieß ist die erste Auferstehung. Selig der an der ersten Auferstehung Antheil hat (Apostelg. 20,6).
Zweytens daß wir diese Aufererstehung nicht verschieben bis zum Tode, sondern eilen: denn Christus erstand schon am dritten Tage: Säume nicht, dich zum Herrn zu wenden, und zögere nicht von einem Tage zum andern (Ekkli. 5,8), weil du von Krankheit beschweret nicht vermögen wirst, deinem Heile nachzudenken. Daher verlierst du deinen Antheil an allem Guten, das in der Kirche geschieht, und setzest dich durch die Beharrlichkeit in der Sünde vielem Uebel aus; denn der Teufel, sagt Beda so viel schwerer Jemanden entgehn, je länger er ihn besessen hat.
Drittens, daß wir zu einem beständigen Leben, ohne wieder zu sterben, auferstehen, das ist, mit dem Vorsatze, nicht mehr zu sundigen. Der von den Todten erstehende Christus stirbt nicht mehr. So haltet auch ihr euch der Sünde abgestorben, dafür aber Gott in Christo Jesu lebend. Lasset die Sünde nicht mehr so in eurem sterblichen Körper herrschen, daß ihr ihren Reizen gehorchet, biethet ihr auch eure Glieder nicht mehr, als Werkzeuge zum Bösen dar, sondern widmet euch Gott, wie vom Tode Auflebende. (Röm 6, 9. -13) Viertens, daß wir zu einem neuen und herrlichen Leben auferstehen, das ist, daß wir in Zukunft alles vermeiden, was Gelegenheit und Ursache zu Tod und Sünde war. Wie Christus von den Todten durch die Herrlichkeit des Vaters erstand, so sollen wir in einem neuen Leben wandeln. (Ebenda 4) Und dieses neue Leben ist das leben der Gerechtigkeit, welche die Seele erneuert, und ins leben der Herrlichkeit einführt.


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