Samstag, 9. November 2013

Zwanzigster Sonntag nach Pfingsten - Predigt vom Hl. Thomas von Aquin (2. Rede)

Zweite Rede

"Er sandte seine Heere aus und vernichtete seine Mörder."  Matth. 22, 7 (Gewöhnlich auf den vorhergehenden Sonntag)

Mit diesem Worte deutet der Herr in einem Gleichnisse die Vernichtung der Gottlosen an, welche einst am Gerichtstage erfolgen wird. Hierüber bemerke dreierlei; zuerst die große Macht Gottes. "Er sandte Heere aus." Zweitens seine strenge Gerechtigkeit. "Er vernichtete die Mörder." Drittens die Gottlosigkeit der Verworfenen. "Jene Mörder."




In Bezug auf den ersten Punkt ist zu bemerken, daß der Herr am Gerichtstage große Heere zur Vernichtung der Bösen absenden wird. Das erste Heer ist das der Engel; denn es heißt (Matth. 13.): "Es werden die Engel ausgehen und die Bösen von den Gerechten aussondern und sie in den Feuerofen werfen" Das zweite ist das Heer der Heiligen, wie Isaias (3.) spricht: "Gott wird zum Gerichte kommen mit den Ältesten seines Volkes und seinen Fürsten." Das dritte ist das Heer aller Geschöpfe, wie die Weisheit (5.) spricht: "Er wird die Kreatur zur Rache an den Feinden waffnen und es wird mit ihm der Erdkreis gegen die Thoren kämpfen."
In Bezug auf den zweiten Punkt ist zu bemerken, daß der Herr die Bösen auf dreifache Weise vernichten wird; zuerst schnell; denn ihre Vernichtung wird plötzlich sein. So heißt es (Deut. 28.): "Der Herr sendet über dich Hunger und Durst und Zurechtweisung bei allen deinen Werken, die du thuest bis er dich vernichtet und schnell wegen deiner so schlimmen Abirrungen verderbe, wodurch du mich verließest." Der Apostel (I. Thessal. 5.) sagt: "Denn wenn sie sagen: Friede und Sicherheit, da wird sie plötzlich das Verderben überfallen, wie der Schmerz die Schwangern, und sie werden nicht entkommen." Zweitens wird er sie alle vernichten, weil kein Böser entkommen wird, wie der Psalmist (72.) sagt: "Du vernichtest Alle, welche dich verlassen und huren." Und im Evangelium (Luc. 17.) steht geschrieben: "Und sie gaben zur Hochzeit bis zu dem Tage, an dem Noe in die Arche eintrat, und es kam die Sündftuth und vernichtete Alle. Auf gleiche Weise geschah es auch in den Tagen Loth´s; sie aßen und tranken, kauften und verkauften, pflanzten und bauten. Als aber Loth Sodoma verließ, da regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und er vernichtete Alle." So wird es an dem Tage sein, an dem der Meuschensohn offenbar werdeu wird." Drittens wird er sie ewig vernichten, wie Christus (Matth. 10.) sagte: "Fürchtet nicht die welche den Leib vernichten, aber der Seele nicht schaden können, sondern fürchtet vielmehr den, welcher Leib und Seele zugleich in die Hölle stürzen kann."
In Bezug auf den dritten Punkt ist zu bemerken, daß Gott die Lasterhaften vernichten wird. "Er wird die Gottlosen auf harte Weise vernichten" (Matth. 21.). "Du vernichtest Alle, die da Lüge reden," sagt der Psalmist (5.). Er wird die Mörder tödten wie es hier heißt: "Und er vernichtete jene Mörder." Darum werden hier drei Sünden herausgehoben, nämlich die Sünde des Herzens in der Bosheit, die Sünde des Mundes in der Lüge, die Sünde der That im Todtschlage. Denn Alle, welche im Herzen, oder mit dem Munde, oder im Werke sündigen, werden, wenn sie nicht Buße thun, vom Herrn in Ewigkeit vernichtet, und gelangen zum Tage des Zornes, von dem uns der Herr befreien möge. Amen

1. Rede

 (Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)