Montag, 11. November 2013

Reinigung des Aussätzigen (Matth. 8, 1.-13.) Auslegung des Hl. Priester Hieronymous

Als der Herr vom Berge herabstieg, kam ihm eine große Volksmenge entgegen; diese kann sich zur Höhe nicht aufschwingen. Zuerst begegnete ihm ein Aussätziger; denn mit seinem Aussatze konnte er die lange Rede des Heilandes auf dem Berge nicht anhören. Hier ist zu beachten, daß dieser zuerst, und zwar gesondert, geheilt wurde, hierrauf der Knecht des Hauptmannes, sodann die fieberkranke Schwiegermutter des Petrus in Kapharnaum, und zuletzt die von böesen Geistern geplagten, deren Teufel er mit seinem Wort austrieb, als er auch alle übrigen Bresthaften heilte. Und siehe, ein Aussätziger kam, betete ihn an und sprach. Ganz passend bietet sich nach der Predigt und Lehre Gelegenheit zu einem Wunderzeichen; so konnte durch ein mächtiges Wunder die eben gehörte Rede vor den Zuhörern bekräftigt werden. Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen! Wer so um das Willen bittet, zweifelt nicht am Können. Und Jesus streckte seine Hand aus, rührte ihn an und sprach: Ich will, sei rein. Sobald der Herr die Hand ausstreckte, wich der Aussatz. Achte auch darauf, wie einfach und schmucklos die Antwort ist. Jener hatte gesagt: Wenn du willst; der Herr erwiderte: Ich will. Jener hatte zuvor gesagt: Du kannst mich reinigen. Der Herr knüpft daran an und spricht: Sei rein! Man darf also nicht, wie viele Lateiner meinen, die Worte verbinden und lesen: Ich will dich reinigen, sondern man muss die Wörter auseinanderhalten; zunächst sagt er: Ich will, und dann befahl er: Sei rein. Und Jesus sprach zu ihm: Siehe zu, daß du es niemandem sagst. Wozu war es auch notwendig, mit Worten zu verkünden, was er an seinem Leibe deutlich zur Schau trug. Sondern gehe hin, zeige dich dem Priester. Aus verschiedenen Gründen schickte er ihn zu dem Priester. Zuerst aus Demut, damit man sehe, daß er den Priestern Erfurcht erweist; denn es war vorgeschrieben im Gesetze, daß alle, welche vom Aussatze rein geworden, den Priestern eine Gabe opfern sollten. Ferner, daß sie, wenn sie den vom Aussatze gereinigten sehen würden, entweder an den Erlöser glaubten oder nicht glaubten; wenn sie glaubten, sollten sie gerettet sein; wenn sie aber nicht glaubten, sollten sie keine Entschuldigung mehr haben. Und zugleich, damit es nicht den Anschein erwecke, als übertrete er das Gesetz; das machten sie ihm ja oft genug zum Vorwurf. 
Tedeum
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937 - 6. Sonntag nach Erscheinung)