Samstag, 16. November 2013

Gleichnis der törichten Jungfrauen - Auslegung Hl. Crysostomus (Matth. 25, 1. - 13.)

22. November
Lesung 7-9
Matth. 25,1-13
Auslegung des hl. Johannes Chrysostomus
Warum sagt der Herr dieses Gleichnis von Jungfrauen und setzt nicht ohne Unterschied irgend jemand ein? Nun, er hatte große Dinge über die Jungfräulichkeit gesprochen; er hatte gesagt: Es gibt Leute, die sich freiwillig der Ehe enthalten um des Himmelreiches willen; und ferner: Wer es fassen kann, der fasse es! Er wusste sehr wohl, daß man von der Jungfräulichkeit Allgemein eine hohe Meinung hatte; sie ist ja ihrer Natur nach etwas Hohes. Das sieht man schon daraus, daß sie weder im Alten Bunde von jenen ehrwürdigen, heiligen Männern geübt, noch im Neuen Bunde zum Gesetz erhoben wurde. Der Herr hat sie nicht geboten, sondern hat es dem freien Willen der Gläubigen anheimgestellt. Darum schreibt auch Paulus: Was die Jungfrauen betrifft, so habe ich kein Gebot vom Herrn; ich lobe den, der diese Lebensweise befolgt, zwinge aber keinen dazu, der es nicht will, und ich mache daraus kein Gebot. Weil die Jungfräulichkeit also etwas Großes ist und viele von ihr eine große Meinung hatten, darum brachte er dieses Gleichnis. Es sollte keiner glauben, wenn er sie vollkommen bewahrt habe, habe er schon alles getan, und brauche sich nun um nichts mehr kümmern. Er wollte zeigen, daß die jungfräulichen Seelen, wenn sie auch alle anderen Tugenden besitzen, dennoch mit den Unzüchtigen verworfen werden, wenn sie es an guten Werken der Barmherzigkeit fehlen lassen. Und mit Recht stellt er die Herzlosen und Lieblosen auf eine Stufe mit den Unzüchtigen; denn die Unzüchtigen lassen sich von der Lust des Fleisches, diese von der Gier nach Geld verleiten. Dabei ist die Fleischeslust und die Geldgier gar nicht gleich, sondern die Fleischeslust ist viel stärker und heftiger. Je schwächer also der Gegner ist, mit dem sie kämpfen, um so weniger verdienen sie Entschuldigung, wenn sie sich besiegen lassen. Darum nennt Christus die Jungfrauen auch töricht, weil sie wohl den schweren Kampf siegreich bestanden, im leichteren aber alles verloren haben. Mit den Lampen bezeichnet er hier die Gabe der Jungfräulichkeit, die heilige Reinheit, mit dem Öl die Liebe, das Almosen, die den Bedürftigen geleistete Liebesdienste. Als der Bräutigam länger ausblieb, wurden alle schläfrig und schliefen ein. Hier zeigt er wieder, daß die Zwischenzeit nicht kurz ist. Er will damit seine Jünger, die den Anbruch seiner Herrschaft schon für die nächste Zeit erwarten, von dieser Meinung abbringen; darauf hofften sie eben, und darum suchte er sie immer wieder von einer solchen Hoffnung frei zu machen. Damit deutete er auch an, daß der Tod eine Art Schlaf ist. Sie schliefen ein, heißt es; um Mitternacht hob sich der Ruf. Das sagte er, entweder um bei Gleichnis zu bleiben, oder um aufs neue anzudeuten, daß die Auferstehung in der Nacht erfolgen wird. Den Ruf erwähnt auch Paulus; er sagt: Auf den Befehlsruf hin, bei der Stimme des Erzengels, beim Schalle der Posaunen Gottes, wird er vom Himmel herabkommen. Tedeum.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937 - 22. November)