Dienstag, 22. Oktober 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin - Sonntag Sexagesima

 (Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)

 Erste Rede


 Sie sind Diener Christi, - in sehr vielen Arbeiten. 2. Cor. 11, 23.

 Außer den körperlichen Arbeiten, welche die Heiligen mit den andern gemeinsam haben, sind sie heilig in sieben beständigen Arbeiten. Das erste Werk der Heiligen ist die Versuchungen der Teufel zu überwinden. "Arbeite," spricht der Apostel (2. Tim. 2.), "wie ein guter Kriegsmann Christi." Aber der Krieger muß die Feinde überwinden. Und wiederum (Deut. 25.): "Erinnere dich, was dir Amalec (d.h. der Teufel) that, als du aus Aegypten zogest, wie er dir begegnete, und den Nachtrab, welcher fahrlässig, war tödtete, als du von Mühen und Hunger aufgerieben warst; sie fürchteten den Herrn nicht. - Vertilge seinen Namen unter dem Himmel und verschone ihn nicht." Das zweite Werk ist die Verfolgungen der Gottlosen zu ertragen. Daher
sagt die Schrift (Num. 20.): "Kennst du alle Mühe die wir hatten als unsere Väter nach Aegypten hinabstiegen und wir daselbst wohnten, und wie die Aeghpter uns und unsere Brüder quälten?" Das dritte Werk ist die Gebote Gottes zu beobachten, wie die Schrift sagt (Ps. 93.): "Der du die Arbeit zum Gebote machst." Das vierte, dem Gebete obzuliegen. Der Psalmist (68.) sagt: "Ich bemühte mich, rufend wurde meine Kehle heiser." Das fünfte, ihre und Anderer Sünden zu beweinen, wie der Prophet (Jerem. 45.) sagt: "Ich hatte Mühe in meinem Seufzen; und ich fand keine Ruhe," und der Psalmist (6.): "Ich hatte Mühe in meinem Seufzen; ich will jede Nacht mein Bett mit Thränen waschen." Das sechste Werk den Nächsten zu predigen. Der Apostel sagt (1. Tim. 4.): "Mühe dich in Allem und vollbringe das Werk eines Evangelisten," und wiederum (1. Tim. 5.): "Die gut vorstehen, sollen einer doppelten Ehre für würdig gehalten werden, vorzüglich die im Worte und in der Lehre arbeiten." Das siebente Werk durch Wachen, Fasten und Gebet sein Fleisch kreuzigen. Diese sieben Werke zählt der Apostel in dieser Epistel auf .

Der Mensch soll aber diese Werke auf sich nehmen aus fünf Gründen. Zuerst, weil er durch sie innerlich von den Sünden gereinigt wird. Der Psalmist (24.) sagt: "Sieh meine Demuth und meine Mühe, und lasse mir alle meine Vergehen nach." Zweitens, weil der Mensch durch diese Werke in der Gewohnheit geehrt wird. Die Weisheit (10.) sagt: "Er ehrte ihn in den Werken, und vollendete seine Werke." Drittens, weil der, welcher diese Werke wirkt, von dem Herrn mit geistiger Speise in der Gegenwart gesättigt wird. Das Evangelium (Matth. 4.) sagt: "Kommet zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid und ich will euch erquicken." Viertens weil durch diese Werke der Mensch auf der Erde Ruhe gewinnt. Die Schrift sagt (Pred. letzt. Kap.): "Sehet, ich habe mäßig gearbeitet und viele Ruhe gefunden." Fünftens, weil die ewige Herrlichkeit für diese Werke als Lohn gegeben wird. Die Weisheit (3.) sagt: "Die Frucht der guten Werke ist herrlich," und (10.): "Gott belohnt die Werke seiner Heiligen." Und die Offenbarung (14.) sagt: "Schon jetzt sagt der Geist, daß sie von ihren Mühen ruhen; denn ihre Werke folgen ihnen."