Dienstag, 8. Oktober 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin - Auf das Fest der Bekehrung des heiligen Paulus

Auf das Fest der Bekehrung des heiligen Paulus


 (Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)


Ein Gefäß der Auserwählung ist mir dieser, daß er meinen Namen zu den Heiden, Königen und den Söhnen Israels bringe. Apostelgesch. 9, 15.

 Diese Worte gehen auf den heiligen Apostel Paulus und enthalten zweierlei. Zuerst ist er das Gefäß der Auserwählung; sodann wird gesagt wozu er auserwählt sei.

 In Bezug auf den ersten Punkt ist zu bemerken, daß der heilige Paulus ein kostbares, schönes, auserlesenes und geliebtes Gefäß war. Ein kostbares, weil es silbern, golden, von Edelsteinen und himmlisch ist. Es ist  silbern, weil es die Reinheit bewahrt. Es heißt (Sprüchw. 15.): "Es nimmt den Rost von dem Silber." Golden, von der Liebe brennend. Es heißt (Röm. 8.): "Was soll uns von der Liebe Christi scheiden?" Von Edelsteinen, indem es unverweslich in den Trübsalen ausharrt. Der Apostel (Röm. 81.) spricht: "Ich bin gewiß, daß weder der Tod, noch das Leben, noch die Engel, u.s.w. uns von der Liebe Christi scheiden werden." Von beiden (Sprüchw. 20.): "Gold und eine Fülle von Edelsteinen und ein kostbares Gefäß sind die Lippen der
Wissenschaft." Ein himmlisches Gefäß war er indem er den ganzen Erdkreis erleuchtete, wie es heißt (Sirach. 43.): "Der Blick der Sonne verkündet bei ihrem Aufgange den Tag." Er war also ein wunderbares Gefäß. Er leuchtete aber, indem er durch Wunder glänzte, durch Worte predigte, durch Beispiele anwies. Davon steht geschrieben (Röm. 15.): "Denn ich wage nichts von dem zu reden, was durch mich Christus nicht wirkte in Wort und That, in der Kraft der Zeichen und der Wunder."

 Er war also ein kostbares Gefäß, er war aber auch ein schönes Gefäß, weil er durch sehr viele Leiden gestählt, durch das göttliche Werk geheiligt, mit jedem Edelsteine geziert war. Hinsichtlich des ersten heißt es (II. Cor. 11.): "Sie sind Diener Christi, (wie ich weniger weise sage), mehr ich, in sehr vielen Mühen, reichlich in Gefängnissen, unzählig in Schlägen, häufig in Todesgefahren;" und (II. Tim. 2.) "Wenn sich jemand reinigt, so wird er ein geheiligtes Gefäß sein, zu jedem guten Werke geschickt. Hinsichtlich des zweiten sagtder Prophet Jeremias (18.): "Und bekehrt machte er jenes Gefäß zu einem andern, wie es ihm in seinen Augen gefiel." Hinsichtlich des dritten (Sirach 50.): "Wie ein Gefäß von gediegenem Gold mit allerlei kostbaren Steinen geziert." Er war mit neun Edelsteinen geziert d. h. mit den neun Ordnungen der Engel, deren Geschäft er ausübte, wie aus seinen Briefen hervorgeht.
Er war also ein schönes Gefäß; er war aber auch ein auserlesenes Gefäß zum Vorhersagen und zum Trinken, wie es heißt (Gen. 44.): "Der Becher, den ihr stahlet, ist der in dem mein Herr zu trinken und zu weissagen pflegt." Der Herr weissagte in diesem Gefäße die künftigen Missethaten der Gottlosen, die Auferstehung der Todten, die Strafen der Verdammten und die Freuden der Seligen. Hinsichtlich des ersten Punktes heißt es (I. Tim. 3.): "Der Geist aber sagt deutlich, daß in den letzten Zeiten Einige vom Glauben abfallen und irreführenden Geistern und Teufelslehren Gehör geben werden." Hinsichtlichl des zweiten (I. Cor. 15.): "Gesäet wird der thierische Leib, aber auferstehen der geistige Leib." Zugleich kredenzte er den Wein, beißend in der Zurechtweisung, freudig im Trösten, berauschend im Vorhersagen. Hinsichtlich des ersten Punktes heißt es (Ps. 59.): "Du tränktest uns mit dem Weine der Reue," und (Galat. 3.): "O ihr unverständigen Galater, wer hat euch bezaubert der Wahrheit nicht zu gehorchen?" Hinsichtlich des zweiten (Ps. 103.): "Der Wein erfreut das Herz des Menschen;" und (I. Theff. 4.): "So tröstet denn einander mit diesen Worten." Hinsichtlich des dritten (Isai. 51.): "Der goldene Becher Babylons berauscht jedes Land."

 Zugleich war er ein auserlesenes Gefäß um darin dem Herrn drei Geschenke zu bringen. "Nehmet von den besten Früchten der Erde in euren Gefäßen und bringet dem Manne Geschenke" (Gen. 43.); dieß ist das Wort an die Patriarchen, d.h. Apostel, von denen zwar Jeder sein Geschenk, d.h. sein bekehrtes Volk, trägt, aber wovon das größte Paulus trägt. Zugleich trug er einen Schatz in seinen Händen, nämlich den Namen Christi, "daß er ihn zu den Heiden, Köuigen und den Söhnen Israels trage" (Apostelgesch. 9.).
 Er war auch ein von Gott dem Vater geliebtes Gefäß, indem er ihn tröstete. Er sprach (II. Cor. 1.): "Hochgelobt sei Gott und der Vater, der uns tröstet." Von den Engeln, indem er mit ihnen wandelte, wie er sagt (II. Cor. 12.): "Ich kenne einen Menschen, der bis zum dritten Himmel verzückt wurde;" und (Phil. 4.): "unser Wandel ist im Himmel." Von den Heiligen welche seine Gnade bewunderten, wie Petrus (II. Br. 3.) sagt: "Wie unser theuerster Bruder nach der ihm verliehenen Weisheit euch schrieb." Von den Sündern, denen er nachlie. Er sagt (Röm. 15.): "Ich habe also Ruhm in Christo Jesu bei Gott; denn ich wage es nicht, etwas von dem zu reden, was nicht Chriftrts durch mich zum Gehorsame der Völker wirkte, durch Wort und That, kraft der Zeichen und Wunder, in der Kraft des heiligen Geistes, so daß ich von Jerusalem ringsherum bis nach Illyrien das Evangelium Christi ausgebreitet habe." Er trug also Christus im Herzen, indem er immer daran dachte (Eph. 4.): "daß Christus durch den Glauben im Herzen wohne." Auf der Stirne, indem er sich seiner rühmte (Röm.15.): "Ich habe also Ruhm in Christo Jesu bei Gott." Im Munde indem er immer davon redete, in der Hand, indem er Alles in seinem Namen that (Col. 3.): "Alles, was ihr thuet, im Worte oder im Werke, thuet im Namen Gottes." Im Wandel indem er ihm nachfolgte. "Ahmet mir nach wie ich Christus" (l. Cor. 4.). Indem er am ganzen Leibe seinen Tod verkündete. "Wir tragen immer die Abtödtung Jesu Christi in unserm Leibe" (II. Cor. 4.) In der Feder, indem er immer davon schrieb: "Paulus, der Diener Jesu Christi." Beinahe in allen seinen Briefen schrieb er von Jesus Christus.

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