Donnerstag, 10. Oktober 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin - Auf das Fest der Reinigung Marien

Auf das Fest der Reinigung Marien


 (Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)

 Erste Rede 

 

Sogleich wird zu seinem heiligen Tempel kommen der Herrscher, den ihr suchet. Malach. 3, 1.

 Diese Worte können von der Ankunft des Herrn zu dem leiblichen Tempel verstanden werden; im allegorischen Sinne aber von seiner Ankunft in den Leib der Jungfrau. Nach der ersten Auffassung liegt fünferlei in diesen Worten; zuerst die Schnelligkeit der Ankunft. "Er wird sogleich kommen," d.h. nach vierzjg Tagen von der Geburt an. Denn er wollte nicht länger verschieben, ohne den Tempel sogleich zu besuchen. Zweitens die Heiligkeit des Ortes, zu dem er kommt. "Zum  heiligen Tempel". Drittens die Würde des Ankommenden. "Der Herr und der Engel;" der Herr, weil Gott; der Engel weil Mensch. "Der Mittler Gottes und der Menschen ist der Mensch Christus Jesus" (1. Tim. 2.), Viertens die sehnsüchtige Erwartung des Simeon und der Anna und Anderer. "Den ihr suchet und den ihr wollet;" suchet, in  Bezug auf das Gefühl; wollet in Bezug auf die Wirkung. "Suchet den Herrn - spricht Isaias (45.) - so lange er nahe ist." Fünftens der Nutzen der Ankunft. "Der Engel des Testamentes." Denn bey seiner Ankunft schloß er mit uns einen Bund über die ewige Erbschaft. "Darum in er der Mittler des neuen Bundes (Hebr. 9.).


 Aber dieses kann man von der Ankunft in den Leib der Jungfrau verstiehen. Denn sie ist der vor allen Heiligen wunderbare Tempel Gottes. Zuerst weil er wunderbar groß ist, der Länge nach, durch die Größe der Liebe. Denn weil sie mehr Glauben, Hoffnung und Liebe hatte, als irgend ein Geschöpf, so hatte sie auch mehr Größe. "Das Haus welches Salomon erbaute hatte, sechzig Ellen Länge" (III. Kön. 6.) Zweitens, weil er ausnehmend schön ist. "Im Tempel war nichts, was nicht mit Gold überzogen war" (Ebend. 6.), weil nichts in der Iungfrau war, was nicht von der Heiligkeit voll war. "Du bist ganz schön meine Freundin" (H. Lied 5.). Drittens, weil er mit mannigfachen Gemälden geschmückt und die Jungfrau mit den Tugenden aller Heiligen und Engel geziert war. "Er ließ im Tempel Cherubim und Gemälde machen." (III. Kön. 6.) Viertens, weil der Tempel von wunderbaren und großen Säulen geziert war. "Die Weisheit erbaute sich ein Haus, machte sich sieben Säulen" (Sprüchw. 9.). Unter den sieben Säulen kann man die sieben Tugenden verstehen, welche im heuutigen Evangelium von der Jungfrau angeführt werden. Fünftens weil er durch das Werk der ganzen Dreieinigkeit geweih ist. "Der Allerhöchste heiligte sein Gezelt (Ps. 45.), undvon der Jungfrau (Luc. 1.): "Der heilige Geist wird über dich herabkommen und die Kraft des Allerhöchsten dich überschatten." Sechstens, weil er wegen seiner Würde große Vorrechte genießt, daß alle Schuldigen und Übeltäter, welche zu ihm vom ganzen Herzen fliehen gerettet werden, wie es an Theophilus und mehreren Andern sichtbar ist. Der heilige Bernard sagt: "Der schweige von deinem Lobe, o Jungfrau, der dich in seinen Anliegen anrief und sich getäuscht sah. Alle Gebete die zu dir verrichtet werden, werden erhört." Es heißt (III. Kön. 8.): "Erhöre im Himmel ihr Gebet." Siebentens, weil er für den Gottessohnh dort gebaut wurde. "So auch hat sich Christus nicht selbst verherrlicht, sondern der zu ihm sprach: Mein Sohn bist du" (Hebr. 7.). Darin war er König und Priester.
 Gehen wir also vertrauensvoll zum Tempel der Gnade, daß wir in der günstigen Zeit Erbarmung finden.  

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