Dienstag, 8. Oktober 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin - Auf das Fest des heiligen Gregorius

Auf das Fest des heiligen Gregorius


(Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)


 Wahrlich ich sage euch, über alle seine Güter wird er ihn setzen Matth. 24, 47.

 Der Herr ermahnt uns in diesem Evangelium zu drei Dingen. Zuerst, daß wir wachen. "Wachet also, weil ihr nicht wisset, an welchem Tage euer Herr kommen wird." Zweitens, daß wir uns vor dem Diebe hüten. "Selig jener Knecht, den der Herr bei seiner Ankunft so findet." Drittens, daß wir im guten Werke ausharren. "Er wird ihn über alle sfeine Güter setzen."

 In Bezug auf den ersten Punkt ist zu bemerken, daß wir auf vierfache Weise wachen müssen indem wir Gott ohne Aufhören lieben, ihn immer betrachten, ihn andächtig loben, und sorgfältig bitten. Hinsichtlich des ersten heißt es (H. Lied 5.): "Ich schlafe und mein Herz wacht," gleich als hieße es: Mag ich essen oder trinken oder schlafen immer wacht mein Herz in der Liebe meines Bräutigams. Hinsichtlich des zweiten (Ps. 18.): "Meine Seele verlangt nach dir mein Gott, zu dir erwache ich in der Frühe." Hinsichtlich des dritten sagt der heilige Bernard: "Erhebe dich, lobe im Anfange deiner Wache." Hinsichtlich des vierten (I. Petr. 4.): "Wachet im Gebete," und (Luc. 22.): "Wachet und betet, daß ihr nicht in Versuchung fallet."


 In Bezug auf den zweiten Punkt ist zu bemerken, daß wir uns vor einem vierfachen Diebe hüten müssen. Der Dieb ist der Teufel, der die Seele raubt; der Verleumder, welcher den guten Namen raubt; die Ruhmsucht welche den Lohn entreißt; der Tag des Herrn welcher unverhofft kommt. Hinsichtlich des ersten heißt es (Joh. 10.): "Der Dieb kommt nicht, als um zu rauben und zu schlachten." Hinsichtlich des zweiten (Sirach. 20.): "Der Dieb ist besser noch, als der beharrliche Lügner; aber Verderben erben beide." Hinsichtlich des dritten (Ose. 8.): "Der Dieb drang ein." Hinsichtlich des vierten (l. Theff. 5.): "Der Tag des Herrn wird so wie der Dieb in der Nacht kommen."

 Vor dem Teufel müssen wir uns hüten, indem wir ihm widerstehen, wie Jacobus (4.) sagt: "Widerstehet dem Teufel." Vor dem Verleumder, indem wir gut wandeln, wie Petrus (1. Br. 2.) sagt: "Euer Wandel unter den Heiden sei ehrbar." Vom eiteln Ruhme (Matth. 6.): "Habet Acht, daß ihr euere Gerechtigkeit nicht vor den Menschen thuet, um von ihnen gesehen zu werden." Von dem Tage des Herrn, indem wir ihn immer in der Heiligkeit erwarten. Der Apostel (l. Theff. 5.) sagt: "Ihr aber Brüder seid nicht in der Finsterniß, daß euch jener Tag überfalle."
 In Bezug auf den dritten Punkt müssen wir ausharren, indem wir vom Guten nicht ablassen, im Guten fortschreiten, die Hoffnung auf Belohnung nur auf die Ankunft des Herrn setzen. Hinsichtlich des ersten Punktes heißt es (Gal. 6.): "Thuen wir Gutes ohne zu ermüden." Hinsichtlich des zweiten ((Ps. 83.): "Sie gehen von Tugend zu Tugend." Hinsichtlich des dritten (Jacob. 5.): "Seid also geduldig, bis zur Ankunft des Herrn."

 Er wird ihn über alle seine Güter setzen." DieGüter Gottes aber werden in zeitliche, geistige und ewige eingetheilt. Die zeitlichen Güter gibt der Herr seinen Dienern zum Unterhalte, die geistigen zur Heiligung, die ewigen zur Verherrlichung. Hinsichtlich des ersten Punktes heißt es (II.Cor. 7.): "Welcher dem Säenden Brod gibt." Hinsichtlich des zweiten (Hebr. 2.): "Wer heiligt, und wer geheiligt wird, die sind Alle von Einem." Hinsichtlich des dritten: "Er wird ihn über alle seine Güter setzen." Diese Güter möge uns Christus verleihen. Amen.