Dienstag, 8. Oktober 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin - Auf das Fest des heiligen Benedictus

Auf das Fest des heiligen Benedictus


 (Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)

 Erste Rede


 Er ist beliebt bei Gott und Menschen. Sirach 45, 1.

 Diese Worte kann man auf den heiligen Benedict anwenden. Im buchstäblichen Sinne gehen sie auf Moses, der aus sechs Gründen den heiligen Benedict vorbildete. Zuerst wegen der Verlassung Aegyptens, zweitens wegen des Einganges in die Wüste, drittens wegen der Einführung Vieler in die Wüste, viertens wegen der Wirkung vieler Wunder, fünftens wegen der Vorhersagung des Künftigen, sechstens wegen der Auslegung.

 Beides paßt auf Moses und den heiligen Benedict. Jener verließ Aegypten, dieser die Welt, jener liebte die Wüste, dieser die Einsamkeit, jener führte die Kinder Israels in die Wüste, dieser die Mönche, jener gab das Gesetz, dieser die Regel, jener wirkte viele Wunder und ebenso dieser, jener war Moses der Sache und dem Namen nach, dieser der Gesegnete (Benedictus) der Wirklichkeit und dem Namen nach, denn er wurde von dem Wasser der fleischlichen Begierlichkeit herausgenommen. Er heißt also beliebt vor Gott und Menschen.



 Denn drei Dinge machen den Menschen vor Gott beliebt. Das erste ist die Reinigkeit des Herzens, wie die Sprüche (22.) sagen: "Wer die Reinigkeit des Herzens liebt, wird um der Holdseligkeit seiner Lippen willen den König zum Freunde haben." Das zweite die Demuth, wie Jacobus (3.) sagt: Den Demüthigen aber gibt er seine Gnade und das Evangelium." (Luc. 1.): "Er sah auf die Demuth sfeiner Magd." Das dritte ist die Liebe. "Ich liebe die, welche mich lieben," spricht die Weisheit (B. d. Weish. 8.).

 Ebenso machen drei Dinge den Menschen vor den Menschen beliebt: die Weisheit, Güte und die süße Rede. Hinsichtlich des ersten heißt es (Sirach. 20.): "Wer weise in Worten ist macht sich beliebt." Hinsichtlich des zweiten (Sprüche 5.): "Den Sanftmüthigen gibt er seine Gnade." Hinsichtlich des dritten (Sprüchw. 7.): "Ein süßes Wort vermehrt die Freunde."

Diese drei Eigenschaften hatte der heilige Benedictus, darum war er vor Gott und Menschen beliebt; aber da alle Menschen geliebt werden wollen, müssen sie nach diesen drei Tugenden streben, welche vor Gott und Menschen beliebt machen.

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