Sonntag, 6. Oktober 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin - Auf das Fest der heiligen Fabian und Sebastian

Auf das Fest der heiligen Fabian und Sebastian


 (Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)

 Erste Rede


Die Heiligen bezwangen durch den Glauben Königreiche, erwirkten Gerechtigkeit und erlangten Verheißungen. Hebr. 11, 33.

 Diese Worte sagen von den Heiligen dreierlei; zuerst, die Ueberwindung der Feinde; zweitens die guten Werke; drittens die Erlangung des Lohnes fiir den Sieg. Das Erste sagen die Worte: Die Heiligen bezwangen Reiche durch den Glauben. Das Zweite diese: Sie wirkten die Gerechtigkeit. Das Dritte diese: Sie erlangten Verheißungen.

 In Bezug auf den ersten Punkt ist zu bemerken, daß die Heiligen vier Reiche besiegten, nämlich die vier größten Reiche der Welt, welche die vier Thiere im Daniel (8.) bezeichneten. Das erste Reich ist das der Teufel; das zweite das der Ketzer; das dritte das der Tyrannen; das vierte das der falschen Christen. Von diesen vier Stücken spricht der Apostel (Eph. 6.):
"Wir haben nicht zu kämpfen gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Fürsten und Mächte, gegen die Regierer der Welt in dieser Finsterniß, gegen die Geister der Bosheit in der Luft. Das erste ist das Reich der Chaldäer, d.h. der Wilden. Dieß ist das der Teufel und es wird durch die Löwin vorgebildet. Das zweite ist das der Perser, der Versuchungen. Dieß ist das der Tyrannen, welche die Geduld der Heiligen versuchen, was durch den grausamen Bären angedeutet wird. "Der brüllende Löwe und der hungrige Bär" (Sprüchw. 28.). Das dritte ist das der Griechen, d.h. der Wiederkäuenden, d.h. der Ketzer, welche die Schrift in ihrem Munde wiederkäuen, aber niemals zur Erkenntniß gelangen. Der Apostel (II. Tim. 3.) sagt: "Die immer lernen, und nie zur Wissenschaft der Wahrheit gelangen," diese gehen verloren. Jeremias (13.) sagt: "Wenn ein Mohr seine Haut verändern kann oder ein Pardel seine Flecken, so könnt auch ihr Gutes thun, die ihr des Bösen gewohnt seid." Denn der Ketzer belehrt sich schwerlich. Das vierte ist das Reich, das durch das Thier bezeichnet wird, das grausamer ist als alle, und ist das Reich der Antichristen. Das Evangelium (Matth. 24.) sagt: "Es erheben sich falsche Propheten und falsche Christen, welche große Zeichen und Wunder wirken, so daß sie selbst, wenn es möglich wäre, die Auserwählten verführten. - Es wird eine Drangsal sein, wie sie früher nicht war." Und Johannes (l. Br. 4.) sagt: "Jetzt aber sind Viele Widerchristen geworden."

 In Bezug auf den zweiten Punkt ist zu bemerken, daß die Heiligen eine vierfache Gerechtigkeit wirken, welche im Worte: Heilig, liegt. Die erste is,t daß sie vom Bösen abstehen, die zweite, daß sie alles Weltliche verachten; die dritte, daß sie sich selbst für Christus abtödten; die vierte, daß sie darin bis zum Ende ausharren. Hinsichtlich des ersten heißt es (Isai. 1.): "Höret auf, verkehrt zu handeln." Hinsicklich des zweiten (Jacob. 1.): "Die welche Freunde dieser Welt sein wollen, sind Feinde Gottes." Hinsichtlich des dritten (Gal. 5.): "Die aber Christo angehören, haben ihr Fleisch mit seiner Begierlichkeit gekreuzigt." Hinsichtlich des vierten (Matth. 23.): "Wer ausharrt bis zum Ende, der wird selig sein." Durch die erste Eigenschaft ist der Mensch heilig, d.h. rein; durch die zweite ist er heilig, d.h.ohne Ende; durch die dritte isi er heilig; d.h. in das Blut getaucht; durch die vierte ist er heilig, d.h. fest. In Bezug auf den dritten Punkt ist zu bemerken. daß die Heiligen sieben Verheißungen empfangen, welche der Herr seinen Siegern in der Offenbarung machte, welche durch die sieben Siegesgeschenke bezeichnet werden. Das erste Geschenk ist die Befreiung von jedem Uebel (Offenb. 1.): "Wer gesiegt hat, wird vom Tode nicht beschädigt werden." Das zweite ist die Heiligung der Leiber (Offenb. 3.): "Wer gesiegt hat, wird mit weißen Kleidern, d.h. mit den Gaben des Leibes gekleidet werden." Das dritte ist der Besitz des himmlischen Reiches (Offenb. 3.): "Wer überwunden hat, den werde ich auf den Thron setzen." Das vierte ist die vollkommene Erkenntniß von Allem (Offenb. 2.): "Wer gesiegt hat, dem werde ich den Morgenstern geben," d.h. die Erkenntniß von allem Guten. Das fünfte ist die vollkommene Liebe in der Anschauung des Gottmenschen. (Offenb. 2.): "Wer überwunden hat, dem werde ich die Krone des Lebens geben," worunter man Christus versteht. Das sechste ist der vollkommene Genuß der Gottheit. (Offenb. 2.): "Wer überwunden hat, dem gebe ich ein verborgenes Manna." Das siebente ist die Ewigkeit in diesem allem. (Offenb. 1.): "Wer überwunden hat, den will ich zur Säule im Tempel meines Gottes machen und er wird nicht mehr hinausgehen."

Amen.

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