Sonntag, 6. Oktober 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin - Auf das Fest des heiligen Vincentius

Auf das Fest des heiligen Vincentius


 (Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)

 Erste Rede


 Der überwindet, dem gebe ich vom Lebensbaume zu essen. Offenb. 2, 7.

Diese Worte kann man auf den heiligen Vintcenius anwenden und es ist hiebei zweierlei zu bemerken. Zuerst sein Martyrtod; sodann zweitens seine Belohnung. Das erste sagen die Worte: Der da überwindet; das zweite diese: Ich will ihm vom Lebensbaume zu essen geben.

 In Bezug auf den ersten Punkt ist zu bemerken, daß der heilige Vincentius seinem Namen gemäß einen dreifachen Krieg glücklich beendigte, einen feindlichen, bürgerlichen und innern Krieg. Der feindliche Krieg ist der der Teufel; der bürgerliche der der Welt; der innere der des Fleisches. Davon spricht der Apostel (Eph. 3.): "Wir haben nicht bloß zu kämpfen gegen das Fleisch, sondern gegen die Lenker dieser Welt, gegen die Geifter der Bosheit." Den Krieg mit den Feinden besiegte er standhaft, indem er im Glauben ausharrte; den Krieg mit der Welt, indem er den Fürsten selbst überwand, darum sprach er: Wir sind Sieger.


 In Bezug auf den zweiten Punkt ist zu bemerken, daß der Lebensbaum Christus  heißt, weil von ihm die Frucht eines dreifachen Lebens kommt, nämlich des Lebens der Natur, des Lebens der Gnade und des Lebens der Herrlichkeit. Hinsichtlich des ersten heißt es: "Er hauchte in sein Angesicht den Athem des Lebens." Hinsichtlich des zweiten (Joh. 6.): "Die Worte welche ich zu euch rede sind Geist und Leben," und (Eph. 6.): "Er gab uns das Leben in Christus." Hinsichtlich des dritten (Joh. 6.): "Herr, zu wem soll ich gehen? du hast ja die Worte des Lebens." und (Joh. 10.): "Ich gebe ihnen das ewige Leben." Zuerst aß der heilige Vincentius die Frucht des Lebens der Natur, endlich der Gnade, zuletzt die der Herrlichkeit, oder im moralischen Sinne: Dem, der über die vier Reiche obsiegt (sieh die Rede: Die Heiligen besiegten durch den Glauben die Reiche), werden sieben Belohnungen zu Theil. (Offenb. 3.) (Siehe die erste Rede auf das Fest des heiligen Fabian und Sebastian)