Sonntag, 13. Oktober 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin - Auf das Fest des heiligen Georgius

Auf das Fest des heiligen Georgius


 (Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)


 Wenn Jemand mir nachfolgen will, verläugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich Luc. 9, 23.

 Mit diesen Worten sagt der Herr zweierlei. Zuerst ermahnt er uns zum Wandeln; zweitens gibt er das an was zur Nachfolge nothwendig ist. In Bezug auf den ersten Punkt sind drei Dinge zu bemerken. Das erste ist die geringe Anzahl der ihm Nachfolgenden; das zweite die Freiheit des Willens; das dritte die große Güte des Herrn. Das Erste ist in den Worten: Wenn Jemand, angedeutet, gleich als wollte er sagen: Nur Wenige sind es die wollen. Der heilige Bernard sagt: Wie Wenige gibt es, Herr Jesu, die dir nachfolgen wollen! Das Zweite liegt in denWorten: Er nehme sein Kreuz auf sich, gleich als wollte er sagen: Im Willen des Menschen liegt es zu gehen und nicht zu gehen. Denn wenn er thut, was er kann, und sich demüthigt, so macht Gott, was an ihm ist und gibt ihm die Gnade. Es heißt (Sirach 15.): "Er legte das Gute und das Böse in deine Hand." Das Dritte liegt in den Worten: Mir nachfolgen. Wahrhaft eine große Güte, weil er Alle zu seiner Familie machen und sich einverleiben wollte. Denn Christus sagt (Joh. 5.): "Den welcher mir nachfolgen will, will ich nicht hinauswerfen."

 In Bezug auf den ersten Punkt ist zu bemerken, daß den Nachfolgern Christi drei Dinge nothwendig sind. Zuerft die Verleugnung des eigenen Willens; zweitens die Abtödtung des Fleisches; drittens die Nachfolge Christi. In Bezug auf den ersten Punkt ist zu bemerken, daß wir vorzüglich aus drei Gründen den eigenen Willen verlassen müssen, zuerst weil er Schande bringt, zweitens weil er in die Hände der Feinde führt, drittens weil die Ableugnung des eigenen Willens von der Hölle befreit. Hinsichtlich des ersten heißt es (Ose. 10.): "Israel wird zu Schanden über seinen Willen;" hinsichtlich des zweiten (Sirach 18.): "Lenke von deinem Willen ab, und er wird dir Freude bringen." Hinsichtlich des dritten sagt der heilige Bernard: "Lege den Eigenwillen ab und es gibt keine Hölle mehr."

 Hinsichtlich des zweiten ict zu bemerken, daß wir das Kreuz im Herzen tragen müssen, daß wir immer daran denken; auf der Stirne, daß wir uns darüber freuen; am ganzen Leibe, daß wir ihn abtödten. Hinsichtlich des ersten heißt es (Hebr. 3.): "Denket an den, der gegen sich einen solchen Widerspruch ergehen ließ." Hinsichtlich des zweiten (Gal. 3.): "Es sei aber ferne von mir, mich zu freuen, außer im Kreuze unseres Herrn Jesu Christi." Hinsichtlich des dritten (Ebend.): "Die aber Christi sind haben ihr Fleisch gekreuzigt;" und (II. Cor. 4.): "Wir tragen immer die Abtödtung Jesu in unserm Leibe."

 In Bezug auf den dritten Puttkt ist zu bemerken, daß wir ihn vorzüglich in drei Dingen nachahmen müssen: in der Liebe, in der Demuth und in der Güte. Hinsichtlich des ersten heißt es (Joh. 11.): "Dieß ist mein Gebot, daß ihr einander liebet." Hinsichtlich des zweiten (Matth. 11.): "Lernet von mir; denn ich bin demüthig und sanftmüthig vom Herzen." Hinsichtlich des dritten (Eph. 5.): "Seid gütig gegen einander und vergebet einander, wie Christus euch vergeben hat."

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