Donnerstag, 10. Oktober 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin - Auf das Fest der heiligen Agatha

Auf das Fest der heiligen Agatha


 (Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)


Ich will dir meine Brüste geben. H. Lied 7, 12.

 Diese Worte kann man von der heiligen Agatha zu Christus verstehen und es liegt darin dreierlei. Zuerst die große Liebe zu ihrem Bräutigam. "Ich will dir geben." Wenn Jemand das gibt, was ihm lieb ist, so ist dieß ein Zeichen, daß er liebt. Zweitens die Reinheit der Absicht: "Dir," d.h. zu deiner Ehre lasse ich mir die Brüste abschneiden. Drittens die große Geduld. "Meine Brüste." Denn hier ist der Schmerz sehr empfindlich; weil sie jedoch dieses Leiden so willig ertrug, so zeigte sie darin eine große Geduld, da sie sagt: So freue ich mich in den Martern, als ob ich zu einem großen Mahle eingeladen würde. Im moralischen Sinne aber kann man unter den zwei Brüsten das Erkenntniß- und das Gefühlvermögen verstehen. Aus jenem fließt die Milch der Wahrheit, aus diesem die Milch der Güte. Diese zwei, nämlich die Erkenntnißkraft und den Willen, müssen wir dem Herrn geben.


 Das Erkenntnißvermögen müssen wir Gott auf vierfache Weise geben, zuerst indem wir es vom Irrthum reinigen; zweitens indem wir es von der leeren Wissenschaft abziehen; drittens indem wir es unter den Glauben Christi gefangen geben; viertens indem wir es ganz auf die Betrachtung Gottes hinlenken. Hinsichtlich des ersten Punktes heißt es (Eph. 4.): "Dieß sage und bezeuge ich im Herrn, daß ihr jetzt nicht mehr wandelt wie die Heiden wandeln, in der Eitelkeit ihres Sinnes, indem sie einen durch Finsterniß verdunkelten Geist haben, entfernt vom Leben Gottes durch die Unwissenheit, welche in ihnen durch Blindheit ist. Hinsichtlich des zweiten (Röm. 1.): "Sie wurden eitel in ihren Gedanken, und es wurde dunkel ihr thörichtes Herz." Hinsichtlich des dritten (II. Cor. 10.): "Bringet in die Gefangenschaft den ganzen Geist zum Dienste Christi." Hinsichtlich des vierten (Ps.45.): "Ruhet und sehet wie süß der Herr ist."

 Wir müffen ihm unser Herz auf vierfache Weise geben; zuerst indem wir es von jeder Sünde reinigen. Es heißt (Jerem. 4.): "Wasche dein Herz von der Gottlosigkeit." Zweitens indem wir jede unrechte Liebe davon ausschließen; drittens selbst die erlaubte Liebe, wenn sie nicht um Christi willen Statt hat, davon verbannen. Der heilige Augustin sagt: "Der liebt dich weniger, welcher mit dir etwas Anderes liebt." Viertens indem wir es ganz von der Liebe Christi erfüllen: "Liebe den Herrn, deinen Gott, aus deinem ganzen Herzen." (Deut. 6.) d.h. nichts sei daselbst ivon der Liebe Christi leer.

 Wenn wir aber so dem Herrn unsern Verstand und unser Herz hingeben, so werden beide Vermögen jenseits auf vierfache Weise belohnt werden. Der erste Lohn des Erkenntnißvermögens wird die vollkommene Erkenntniß von Allem sein. "Alsdann werde ich erkennen - sagt der Apostel (Cor. 13.) - wie auch ich erkannt bin." Zweitens das zuverläßige Begreifen von Allem. Der heilige Augustin sagt: "Wir haben den einen Lehrer des Erkennens, den einmal gesehen zu haben Alles verstehen heißt. Isaias (50.) sagt: "Sodann wirst du sehen und überfließen, und dein Herz wird sich erweitern." Drittens die vollkommene Freude über die Anschauung Christi; überhaupt wird es die größte Freude sein, daß der Mesch seinen Schöpfer sieht. Viertens die glückselige Anschaunng der Gottheit. "Sodann werden wir ihn sehen, wie er ist." (l. Joh. 3.)

 Sodann wird es der erste Lohn des Gefühlvermögens sein, von allem Elende befreit zu sein. "Gott wird jede Thräne von ihren Augen abtrocknen," heißt es in der Offenbarung (21.) Der zweite das Frohlocken über alle Geschöpfe; der dritte die Freude über die Bestrafung der Gottlosen wie der Psalmist (57.) sagt: "Der Gerechte freut sich, wenn er die Strafe der Gottlosen sieht," und Isaias (66.): "Und man wird hinausgehen und schauen die Leichname der Menschen die sich an mir versündigt haben;z ihr Wurm wird nicht sterben, ihr Feuer nicht erlöschen und sie werden zum Abscheu sein allen Menschen." Der heilige Augustin sagt (in der Stadt Gottes): "Gott würde jenen, ich sage nicht Engel, sondern wahren Menschen nicht schaffen, von dem er vorhersieht, daß er böse fein werde, wenn er nicht zugleich wüßte, wie er ihn zum Nutzen der Heiligen bestimmte, wodurch er die Ordnung der Welten gleichsam das schönste Lied wie durch einige Gegenmittel beförderte." Viertens der Genuß der ewigen Güter. "Gott wird Alles in Allem sein," sagt der Apostel (l. Cor. 15.), und Isaias (18.): "An jenem Tage wird der Herr die Krone der Herrlichkeit sein."

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