Donnerstag, 24. Oktober 2013

Passionssonntag - Predigt vom hl. Thomas v. Aquin

 Erste Rede


Um wie viel mehr wird das Blut Christi, der sich durch den heiligen Geist Gott unbefleckt darbrachte, unser Gewissen von den todten Werken reinigen? Hebr. 9, 14.

 In diesem Briefe legt der Apostel vorzüglich viererlei dar. Zuerst zeigt er, daß Christus Hohepriester war; sodann bestimmt er sein hohepriesterliches Amt; denn in Bezug auf Beides heißt es: "Christus aber ist Hohepriester der künftigen Güter." Drittens, daß er sich selbst darbrachte; und viertens zeigt er den Nutzen oder den Erfolg des Opfers. Es heißt nämlich: "Er brachte sich selbft dar; sein Blut wird unser Gewissen reinigen."

 In Bezug auf den ersten Punkt ist zu bemerkem, daß das Blut Christi uns einen siebenfachen Nutzen brachte. Der erste war die Reinigung von unsern Sünden und unserm Schmutze. Darum sagt die Offenbarung (1.): "Der uns liebte und uns von unseren Sünden in seinem Blute wusch;" und der Apostel Paulus (Hebr. 13.): "Daß er durch fein Blut das Volk heiligte." Der zweite ist unsere Erlösung. Die Schrift (Offenb. 5.) sagt: "Du erlöstest uns, o Herr, in deinem Blute;" und wiederum (1. Petr. 1.): "Ihr seid erlöst von euerm eiteln Wandel." Der dritte ist unsere Versöhnung mit Gott und den Engeln. Der Apostel (Col. 1.) sagt: "Der Alles durch sein Blut versöhnte, sei es, was im Himmel, sei es was auf der Erde ist." Der vierte ist die Bestätigung des Testamentes wegen der ewigen Erbschaft. Der Apostel sagt (1. Cor. 11.): "Dieß ist der Kelch des neuen Bundes; er besiegelte das Testament durch seinen Tod." Der fünfte die Sättigung der Genießenden. Bei Matthäus (26.) heißt es: "Trinket Alle daraus; dieß ist der Kelch des neuen Bundes;" und (Deut. 32.): "Daß sie das reinste Blut der Traube tranken." Der sechste ist die Oeffnung der Himmelspforte. Der Apostel (Hebr. 10.) ermahnt uns: "Vertrauen wir also Brüder, auf den Eintritt der Heiligen im Blute Christi, d.h. auf das beständige Gebet zu Gott für uns; denn das Blut ruft täglich für uns zum Vater;" und wiederum (Hebr. 12.): "Ihr seid nicht zu einem fühlbaren Berge hinzugetreten, sondern zum Berge Sion - und zum Mittler des neuen Bundes, zu Jesus, und zur Besprengung des Blutes, das besser ruft als das Blut Abels." Das Blut Abels schrie nach Rache; das Blut Christi ruft nach Vergebung. Der siebente ist die Herausführung der Heiligen aus der Unterwelt. Der Prophet (Zach. 9.) sagt: "Du aber führest im Blute deines Testamentes die Gefangenen von dem Teiche heraus, in dem kein Wasser war." 

 (Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)