Donnerstag, 24. Oktober 2013

Palmsonntag - Predigt vom hl. Thomas v. Aquin

Erste Rede 


Ahmet Christus nach, welcher es, da er in Gottes Gestalt war, für keinen Raub hielt, Gott gleich zu sein, sondern sich selbst erniedrigte. Philipp. 2, 7.

 Der Apostel lehrt hier dreierlei; zuerst die Majestät Christi in den Worten: Da er in Gottes Gestalt war; zweitens seine Demuth in den Worten: Er erniedrigte sich selbst; und drittens den Nutzen seiner Demuth, wenn er sagt: "Darum erhöhte ihn Gott und gab ihm einen Namen der über allen Namen ist." 


Der erste Punkt enthält wieder drei andere. Zuerst zeigt er seine Gottheit ,wenn er sagt: "Da er in Gottes Gestalt war." War er in Gottes Gestalt, so war er Gott. Die Apostelgeschichte (10.) sagt: "Gott sandte das Wort den Söhnen Israels um den Frieden durch Jesus Chriftus zu verkünden. Dieser ist der Gott Aller." Zweitens zeigt er die Kraft seiner Gottheit. "Er hielt es für keinen Raub," heißt, er war in Wahrheit Gott, nicht durch Raub, wie es der Teufel sein wollte. Der Apostel sagt (Röm. 9.): "Von denen Chrisftus dem Fleische nach ist, der über Alles Gott ist, hochgelobt in Ewigkeit. Amen." Drittens lehrt er seine Ewigkeit, wenn er sagt, er hielt es für keinen Raub, Gott gleich zu sein. Johannes (1.) sagt: "Im Anfange war das Wort." In Bezug auf den zweiten Punkt erschien seine Demuth in drei Stücken. Zuerst in der Annahme der Knechtsgestalt. "Er entäußerte sich selbst, nahm Knechtsgestalt an." Zweitens in der Leistung des vollkommenen Gehorsames. "Er wurde gehorsam bis zum Tode."

Jesus selbst sagte (Joh. 6.): "Ich bin nicht gekommen meinen Willen zu thun, sondern den Willen dessen, der mich sandte." Drittens in der Ertragung des schmachvollsten Todes. "Er wurde gehorsam bis zum Tode, ja bis zum Tode am Kreuze." Im Buche der Weisheit (2.) heißt es: "Zum schmachvollsten Tode, wollen wir ihn verdammen."

 In Bezug auf den dritten Punkt ist zu bemerken, daß seine Erhöhung die Frucht seiner Demuth war; nach seinem Tode wurde er über alle Geschöpfe erhöht. Der Apostel aber gibt eine dreifache Erhöhung an; zuerst in Vergleichung mit den Engeln, sodann in Bezug auf die Menschen; drittens in Bezug auf die Teufel. "Daß sich im Namen Jesu beuge jedes Knie im Himmel, auf Erden, und unter der Erde." Ferner sagt der Apostel (Hebr. 1.): "Daß ihn anbeten alle Engel," und (Col. 1.): "Daß er selbst der Erstgeborne unter vielen Brüdern sei" und (Hebr. 2.) "Daß er durch seinen Tod den vernichtete, welcher die Gewalt über den Tod hatte, nämlich den Teufel." Der heilige Augustin sagt: Die wehrlose und an das Kreuz geschlagene Hand überwand die Mächte der Lüfte." Denn Christus unterwarf durch seinen Tod sich die Teufel, Menschen und Engel. Der Apostel sagt (Hebr. 2.): "Alles unterwarfst du unter seine Füße; nichts ließ er ihm ununterworfen." Wer also felig werden will, lerne zuerst sich zu demüthigen. Das Evangelium (Luc. 14.) sagt: "Wer sich demüthigt, wird erhöht werden," und Job (2.): "Wer sich demüthigt wird in der Herrlichkeit sein." Dazu wolle uns der Herr führen.

 (Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)