Montag, 21. Oktober 2013

Der heilige Apostel Andreas (Vita)

Der heilige Andreas war ein leiblicher Bruder des heil. Petrus und trieb wie dieser das Fischerhandwerk. Von Jesus zu seinen Jüngern berufen, verließ er alles, und folgte ihm nach. Er war Zeuge des Leidens und Sterbens, der Auferstehung und Himmelfahrt Jesu gewesen und hat gewiß auch mit der glorwürdigen Mutter des Heilandes viel verkehrt, wie er dann auch mit ihr am Pfingstfeste den heiligen Geist empfangen hat. Als die heiligen Apostel ausgingen in die Welt, um das heilige Evangelium zu predigen und als sie deshalb das apostolische Glaubensbekenntniss festsetzten, daß die Richtschnur und der Inhalt ihrer Predigten sein sollte und daß sie denjenigen, welche getauft werden wollten, zur gläubigen Annahme und zum treuen Bekenntnisse vorlegten, hat der heilige Andreas, wie Skt. Augustin bezeugt, demselben den Artikel beigesetzt: "Geboren aus Maria der Jungfrau." Nach dem der heilige Apostel verschiedene Länder durchwandert und überall das Wort vom Kreuze gepredigt hatte, kam er zuletzt nach Achaia, und ließ sich zu Patras, der Hauptstadt des Landes nieder.
Hier verkünndigte er mit begeistertem Muthe die Lehre Jesu Christi und bestätigte dieselbe durch Wunderwerke. Es wird erzählt, daß er in seinen Predigten die unbefleckte Empfängniß der Gottesmutter besonders hervorgehoben habe. Als er vor dem Richterstuhl des Statthalters Aegeas stand, der ein Heide und wüthender Verfolger der Christen war, und diesem das Geheimnis des Kreuzestodes Christi erklärte, sprach er unter anderem: "Gleich wie der erste Mensch von unbefleckter Erde gemacht, den Tod durch das Holz in die Welt gebracht hat, also war notwendig, daß Christus, der vollkommene Mensch, von der unbefleckten Jungfrau geboren wurde, der, der Sohn Gottes, den ersten Menschen gemacht hat und das ewige Leben, so alle Menschen verloren hatten, wieder erwerbe mit dem Holze des Kreuzes." Diese Empfängnis Christi, aus der unbefleckten Jungfrau verkündete der heil. Apostel noch am Kreuze, wie Skt. Amadeus bezeugt, an welches ihn der grausame Statthalter hat anheften lassen und an dem er auch des glorreichen Martertodes starb.
(Surius Ann. Mar.)
 
Quelle: Marianum, Legende von den lieben heiligen und gottseligen Dienern unserer lieben Frau, Georg Ott, Regensburg 1861