Montag, 21. Oktober 2013

Der Brief des Judas (Allioli-Bibel)

Der katholische Brief des heiligen Apostel Judas aus der Heiligen Schrift aus der Vulgata mit Bezug auf den Grundtext neu übersetzt und mit kurzen Anmerkungen erläutert von Dr. Joseph Franz Allioli mit Approbation des apostolischen Stuhles Achte Auflage der Ausgabe mit zur Seite stehendem lateinischen Urtext der Vulgata. 2. Auflage. München und Landshut. Vogelsche Verlagsbuchhandlung 1854.

Vorbericht

Judas oder Thaddaus, welche beyde Namen dasselbe, nämlich Bekenner bedeuten, war ein Sohn des Alphäus und Bruder des heiligen Jacobus des Jüngern, ein Verwandter des Herrn (Sieh Einleitung zum Briefe des heiligen Jacobus). Der Brief ,den wir von ihm haben, und der den katholischen Briefen beygezählt wird (Siehe Einleitung zum Briefe des heil. Jacobus), hat große Äehnlichkeit mit dem zweyten Kapitel des zweyten Briefes des heiligen Apostels Petrus, und Manche haben daher gemeint der eine Brief sey bey der Abfassung des Andern benützt worden. Ob aber Petrus oder Judas früher geschrieben habe ist mit Bestimm heit nicht zu ermitteln, so wenig als sich über Ort und Zeit der Abfassung des Briefes Judä etwas festsetzen läßt. Warnungen vor Irrlehrern und Ermahnungen zu einem christlichen Wandel machen den Inhalt des Schreibens aus.Ddie Aechtheit wurde in der alten Kirche hie und da bezweifelt, aber bald allgemein angenommen.

Ein Capitel

Judas schreibt an die geliebten Berufenen, und grüßt sie. Ich halte für nöthig, euch zu ermahnen, im Glauben standhaft zu seyn; denn es haben sich Irrlehrer eingeschlichen, die bey einem unreinen Wandel Jesum Christum verläugnen. Wie Gott die ungläubigen Aegypter, die rebellischen Engel und die Sodomiten bestraft hat, so wird es auch diesen Verächtern der Obrigkeit gehen, die doch von dem heiligen Erzengel Michael ein Beyspiel nehmen sollten, der nicht einmal über den Satan das Verdammungsurtheil aussprach, sondern alles Urtheil Gott anheimstellte. Henoch hat auch ihretwegen von dem Gerichte geweissagt. Erinnert euch, daß die Apostel euch vor sinnlichgesinnten Ketzern gewarnt haben, die in der letzten Zeit auftreten werden. Seyd standhaft im Glauben und der Liebe, und rettet die in Gefahr stehen, aus dem Verderben. Jesus Christus sey gelobt in alle Ewigkeit.

Kommentare und Verweise
1. Judas, ein Knecht Jesu und ein Bruder des Jacobus, an die, welche von Gott dem Vater, geliebt und durch Jesum Christum erhalten und berufen worden. (1) (1) an die, welche der Vater durch die Sendung seines Sohnes geliebt, Jesus Christus durch sein Evangelium berufen und durch seine Gnade im Glauben und der Liebe erhalten hat. Im Griech.: welche von Gott dem Vater geheiliget und durch Jesum x. Geheiliget, d.i. zum Glauben bestimmt. 
2. Barmherzigkeit sey euch und Friede und Liebe in Fülle!
3. Geliebteste! da ich voller Sorgfalt bin, euch über euer gemeinschaftliches Heil zu schreiben, so hielt ich es für nöthig, euch schriftlich zu ermahnen, daß kämpfet für den Glauben, der den Heiligen einmal gegeben ist.
4.  Denn es haben sich einige Menschen eingeschlichen (die längst schon zu diesem Strafgerichte vorherbestimmt waren), (2) Gottlose welche die Gnade unsers Gottes zur Befriedigung der Lüste mißbrauchen, (3)  und den einzigen Gebieter, unsern Herrn Jesum Christum verläugnen. (4) (2) insoferne nämlich Gott ihren freywilligen Ungehorsam vorausgesehen hatte.(3) auf Gottes Barmherzigkeit sündigen. S. I. Petr. 2, 16. (4) Durch ihr lasterhaftes Leben. Im Griechischen: Den einzigen gott und Gebieter.
5. Ich will euch aber, obwohl ihr schon Alles wisset, daran erinnern, daß der Heiland zwar sein Volk aus dem Lande Ägypten gerettet, hernach aber die Ungläubigen zu Grunde gerichtet hat. 4. Mos. 14, 37.
6. Auch die Engel, welche ihre Würde nicht bewahrten, sondern ihre Wohnung verließen, hat er zum großen Gerichtstage mit ewigen Banden in der Finsterniß aufbehalten.  2. Petr. 2, 4.
7.  Sowie auch Sodoma und Gomorrha und die umliegenden Städte, welche auf ähnliche Weise Unzucht trieben, und unnatürlicher Wollust nachhingen, zum Beyspiele aufgestellt sind, indem sie die Strafe des ewigen Feuers leiden.  2. Petr. 2, 6.
8. Ebenso wird es auch diesen gehen, welche (5) das Fleisch beflecken, (6) die Obrigkeit verachten, und die Würde lästern; (7) (5) Das Griech setzt bey: sich thörichten Träumen, thörichter Lehre überlassend. (6) ihren Körper durch Unzucht. (7) insbesondere die geistliche Obrigkeit. S. 2. Petr. 2, 10.
9. da doch selbst Michael, der Erzengel, als er mit dem Teufel in Streit und Wortwechsel über den Leichnam Moses gerieth, es nicht wagte, das Urtheil der Lästerung zu fällen, sondern sprach: Der Herr gebiete dir! (8) (8) Im Griech.: der Herr strafe dich! Ein Engel begrub auf Befehl des Herrn den Mose in einem Thale de Lande Moab, damit kein Mensch das Grab desselben wüßte. Siehe 5. Mos. 34. Not. 5. Dieß ordnete Gott so, daß nicht einst die Israeliten möchten verleitet werden, dem großen Gesetzgeber göttliche Ehre zu erweisen. Dem Teufel war dieser Rathschluß Gottes zuwider; er wollte den Leichnam in seiner Gewalt haben, um ihn zum Falle der Israeliten zu benützen. Der Erzengel Michael wehrte es ihm jedoch, ohne selbst den Fluch über ihn auszusprechen, indem er dieß Gott überließ. - Der heilige Apostel will damit sagen: Wenn der große Erzengel Michael nicht einmal den Teufel, der doch die Bosheit selber ist, verurtheilte, sondern das Urtheil und die Strafe Gott überließ, wie strafbar müssen jene Irrlehrer seyn, welche sogar wagen die von Gott gesetzte Obrigkeit zu lästern!
10. Diese aber lästern,  was sie nicht verstehen; das aber, was sie von Natur, wie die unvernünftigen Thiere, wissen, wird zu ihrem Verderben. (9) (9) siehe 2. Petr. 2, 12
11. Weh ihnen! denn sie gehen den Weg des Cain, (10) sind dem Irrthume Balaams, der Gewinnsucht ganz hingegeben, (11) und gehen zu Grunde im Aufrühre des Core (12) (10) Der seinen Bruder Abel aus Neid tödtete. (11) Siehe 2. Petr. 2, 15. (12) als Aufrührer, wie Core. Siehe 4. Moses 16, 1. 31. ff.
12.Sie sind Schandflecken bey ihren (13) Liebesmahlen, (14) prassen ohne Scham, mästen sich selbst, sind Wolken ohne Wasser, die von den Winden umhergetrieben werden, (15) Bäume des Herbstes, (16) unfruchtbar, zweimal erstorben, (17) ausgewurzelt (18) (13) Im Griech.: euren. (14) Siehe Apostelg. 2. Note 49. (15) Siehe 2. Petr. 2, 17. (16) d.i. fruchtleer. (17) einmal, weil sie keine geben, dann, weil sie auch in sich ersterben. (18) weil sie den festen Grund und Boden die Kirche verließen.
13. wilde Wellen des Meeres, die ihre eigne Schande ausschäumen,(19) Irrsterne, (20) welchen das Toben (die Schrecken) der Finsterniß füer ewig aufbehalten ist. (19) So wie die Meereswellen ihren Schaum auswerfen, so geben diese Irrlehrer ihre schlechten Grundsätze an´s Tageslicht. (20) welche diejenigen, die ihnen folgen, irre leiten.
14.  Es hat auch von diesen Enoch, der Siebente von Adam, (21) geweissagt, indem er gesprochen: Siehe, es kommt der Herr mit seinen Tausenden von Heiligen, (21) der siebente Patriarch der Urwelt. Siehe I. Mos. 5.
15. Gericht zu halten über Alle, und zur Strafe zu ziehen alle Gottlosen wegen aller ihrer Werke der Gottlosigkeit, die sie verübet, und wegen aller der Lästerungen, welche die gottlosen Sünder wider Gott ausgestoßen.
16. Sie sind murrende, stets klagende, nach ihren Lüsten wandelnde Leute. Ihr Mund redet stolze Worte, und sie schmeicheln den Menschen um des Gewinnes willen.
17. Ihr aber Geliebteste! erinnert euch der Worte die vorher gesagt wurden von den Aposteln unsers Herrn Jesu Christi,
18. die euch sagten, daß in der letzten Zeit Spötter kommen würden, die nach ihren gottlosen Lüsten wandeln.  2. Petr. 3, 3. 1. Tim. 4, 1.
19. Das sind diejenigen, welche sich selbst trennen, (22)  fleischlich sind, und den Geist nicht haben (23) (22) Secten stiften, sich von der Kirche absondern. (23) nur ihren menschlichen Eingebungen, Ansichten folgen, nicht dioe Lehre, noch den Geist Christi haben.
20. Ihr aber Geliebteste! bauet euch fest auf euern allerheiligsten Glauben, betet im heiligen Geiste, (24) (24) betet fleißig mit Demuth, Vertrauen
21. erhaltet euch in der Liebe Gottes, und wartet auf die Barmherzigkeit unsers Herrn Jesu Christi zum ewigen Leben.
22. Und diese strafet, (25) nachdem ihr sie beurtheilt habet; (25) diese Irrlehrer
23.  jene aber rettet, indem ihr sie aus dem Feuer reißet; (26) der andern erbarmet euch in Furcht, ()27 und hasset auch den vom Fleische befleckten Rock. (28) (26) die treuen Gläubigen aus der Gefahr des Verderbens. (27) Der in Irrthum Gefallenen ebarmet euch in Furcht, selbst zu fallen.  (28) hasset jede fleischliche Lust wie einen befleckten Rock. Im Griech. heißen die Verse 22. 23 Habet Mitleiden mit den Einen, indem ihr einen Unterschied machet (um sie mit Sanftmuth zurückzuführen); rettet die Andern, ihnen Furcht einflößend, und ziehet sie aus dem Feuer, und hasset ic
24.  Ihm aber, der euch ohne Sünde bewahren und vor das Angesicht seiner Herrlichkeit unbefleckt und mit Freuden stellen kann bey der Ankunft unsers Herrn Jesu Christi, (29) (29) Die Worte: bey der x, sind nicht im Griechischen, sind aber verstanden. Siehe l. Thess. 3, 13.
25. ihm, dem alleinigen Gott, unserm Heilande, sey durch Jesum Christum, unser Herrn, Ehre und Preis, Macht und Gewalt vor aller Zeit, jetzt und in alle Ewigkeit! Amen. (30) (30) "vor aller Zeit" ist nicht im Griechischen